Digitaler Wandel: „Reflexion ist eine fantastische menschliche Eigenschaft“

Sie zeichnen das Bild von der Transformation wie die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling. Am Ende entfaltet sich etwas Wunderbares. Also warum fällt uns Transformation so schwer?

Loslassen ist oft genug ein schmerzhafter Prozess. Und das Denken in Optionen fällt nicht jedem so leicht. Der Physiker und Kybernetiker Heinz von Foerster hat einmal gesagt: Handele stets so, dass sich die Zahl deiner Optionen erhöht. Da liegt der Knackpunkt:

Wir müssen heute schon überlegen: Was will ich? Anstatt viel zu spät und gezwungenermaßen zu fragen: Was muss ich? Wir sollten jetzt die Wege für die Zukunft ebnen, dann haben wir eine höhere Wahrscheinlichkeit, uns neu zu erfinden.

Wie machen Sie das?

Ich lasse entstehen – das ist mein Motto. Viele Menschen sind noch im maschinellen Denken verhaftet – alles wird vorgeplant und Vorgaben werden strikt eingehalten: Haus und Familie, Karriere und Schulden abbezahlen.

Viel besser ist es jedoch, an die eigenen Stärken zu glauben und dann das Leben auf sich zukommen zu lassen. Was sind meine Werte? Wo liegt mein persönlicher Purpose? Das sollten wir uns klar machen und raus kommen aus den engen Strukturen.

An Plänen festhalten – das macht Transformation so schwierig.

Wird also ein neues Berufsbild wie „Disrupter“ echte Zukunft haben?

Das klingt mir zu sehr nach Zerstörung. Doch die Idee ist richtig: Ein System entwickelt sich erst dann, wenn es irritiert, gestört wird, wenn man raus muss aus Gewohnheiten und bekannten Mustern. Was gestern noch richtig war, kann heute falsch sein.

Eine Unternehmenskultur entwickelt sich – erst recht, wenn sie eine gesunde Kultur als Basis hat, so wie ich es bei BMW erlebe. Die Menschen gehen anständig miteinander um.

Gleichzeitig ist die Frage gestattet, ob alles, was vor 50 oder 100 Jahren etabliert wurde und seine Berechtigung hatte, noch passt, um lebensfähig zu bleiben. Bei der Transformation geht es also darum, die DNA mitzunehmen – genau wie es der Schmetterling macht.

 

Reza Razavi befasst sich bei der BMW Group mit den Schwerpunkten Unternehmenskultur und Führung, Wandel und Werte von Organisationen, Transformations- und Changemanagement, gibt dafür intern Culture Workshops und begleitet die Prozesse im Rahmen von Digital Change.

 

Foto: Wosilat Fotografie

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