Betongold: Eine Frage der Perspektive

Erstens: eine auf Preissteigerungen ausgerichtete, kreditfinanzierte Immobilienblase ist hierzulande nicht in Sicht. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), in der die Entwicklung der fünf größten deutschen Städte beleuchtet und der Vergleich mit Europa und Übersee angestellt wurde.

Demnach folgten die Immobilienpreise, die lange Zeit real gesunken seien, vielmehr den fundamentalen Faktoren wie den Mieten und den Einkommen, was eine künftige Preiskorrektur nach unten eher ausschließe.

Bedenken, es könnte sich wie in den USA, Irland oder Spanien eine Preisblase bilden, seien unberechtigt. So sei trotz extrem niedriger Zinsen weder eine expansive Kreditvergabe noch eine sehr hohe Kauf- und Wiederverkaufsrate zu beobachten.

Zudem habe die Entwicklung der Mieten mit der Entwicklung der Preise meist Schritt gehalten. Somit seien die teuren Immobilien eher Ausdruck einer großen Nachfrage sowie ein Zeichen für die Attraktivität der deutschen Metropolen.

Zweitens: Die Deutschen sind noch kreditwürdig. Hiesige Haushalte sind im internationalen Vergleich nur gering verschuldet. Niedrige Arbeitslosenzahlen verbessern die Kreditwürdigkeit und erhöhen die Investitionsbereitschaft.

Nach Ansicht des IW erweist sich auch die Finanzierungspraxis in Deutschland als ein stabilisierender Faktor. Die Vergabe von Baufinanzierungsdarlehen sieht regelmäßig die Bonitätsprüfung und eine langfristige Zinsbindung vor.

Nichtsdestotrotz besteht bei hype-getriebenen kreditfinanzierten Immobilienkäufen immer ein gewisses Risiko, wenn sich die Parameter einmal ändern und der Käufer vielleicht nicht ausreichend Spielraum eingeplant hat.

Drittens: Kleine Haushalte sind auf dem Vormarsch. Besonders junge Leute legen großen Wert auf persönliche Freiheiten. Die Folge: In Deutschland gibt es immer mehr kleinere und Single-Haushalte – dadurch steigt die Nachfrage nach Wohnraum.

„Kleinere Einheiten in Metropolen wie Berlin eignen sich ganz hervorragend zu Kapitalanlagezwecken, da die Nachfrage stetig steigt und die Investitionssummen überschaubar sind“, ergänzt Jürgen Kriegisch, Geschäftsführer des Berliner Privatisierungsunternehmens Part-B Immobilien.

Viertens: Investitionen in Wohnimmobilien werden staatlich gefördert. Seit 2008 kann der Erwerb eines selbstgenutzten Eigenheims oder einer Eigentumswohnung mit Riester-Zulagen staatlich gefördert werden.

Das Angebot wird durchaus geschätzt und stützt die Nachfrage nach Wohnimmobilien: Bis Ende 2011 wurden laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales bereits 775.000 Wohnriester-Verträge abgeschlossen.

Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Um- und Neubauten, wenn diese beispielsweise einen Energieeffizienz-Standard zur Folge haben. Darauf setzen zahlreiche Bauträger, wie die obige Tabelle zeigt.

Fünftens: Klimaschutz ermöglicht Wertsteigerungen. Viele Hausbesitzer sanieren Gebäude energetisch. Das kann sich auch wirtschaftlich rechnen, wenn dann die Energieeinsparung die Sanierungskosten übersteigt.

Sechstens: Niedrige Zinsen erleichtern die Finanzierung. Die Deutsche Bank prognostiziert, dass die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig bleiben werden.

Das erleichtert es, Wohneigentum zu finanzieren. Besitzer von Mietwohnungen, sprich Anleger, profitieren von einer ansehnlichen Zinsspanne zwischen Mietrenditen und den aktuellen Finanzierungszinsen.

Und last but not least: Alternativen wie vermeintlich sichere Anleihen sind unattraktiv. Im Vergleich zu den Bonds noch halbwegs stabiler Volkswirtschaften oder Festgeldern gelten selbst Mini-Renditen aus Wohnimmobilien als wettbewerbsfähig verzinst.

Foto: Shutterstock

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