Bauzinsen: Erstmals Tief von 2016 unterschritten

Die durchschnittlichen Zinssätze für Immobilienkredite sind Ende Mai nochmals gesunken und haben das Allzeittief vom Herbst 2016 unterschritten. Die Interhyp-Zins-Charts für zehnjährige Darlehen sind auf einen neuen Tiefpunkt von 1,06 Prozent gefallen – im Vergleich zu 1,11 Prozent im Herbst 2016. Das teilt die Interhyp AG nach Auswertung aktueller Zinskonditionen von mehr als 400 Anbietern in Deutschland mit.

„Interessenten sollten dennoch besonnen finanzieren. Die Zinsersparnis sollte nicht für eine möglichst hohe Darlehenssumme genutzt werden, sondern besser für einen zügigen Schuldenabbau“, rät Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG.

Handelskonflikt und Brexit belasten die Renditen

Das Wiederaufflammen des Handelskonflikts sowie der ungelöste Brexit halten die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen hoch, wodurch deren Renditen sinken. In den vergangenen Tagen hat der Ausgang der Europawahl die Renditen der Bundesanleihen weiter fallen lassen.

Diese Effekte, die grundsätzlich geringe Zinserwartung der Marktteilnehmer sowie die Notenbankpolitik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Bauzinsen auf den tiefsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland sinken lassen.

Allerdings sollten Immobilienkäufer auch im Zinstief ihre Finanzierung wohlüberlegt angehen, rät Interhyp. „Auch im Allzeittief gilt es, den Immobilienerwerb nicht zu überstürzen und das Budget sehr genau zu kalkulieren“, sagt Mirjam Mohr.

Genau prüfen, wie umfangreich die Finanzierung sein soll

Immobilienkäufer sollten die Finanzierungssumme nicht zu hoch ansetzen, es sollte genug Puffer zum Beispiel für unvorhergesehene Ausgaben bleiben.

Zu den klassischen Schritten auf dem Weg zu einer geeigneten Finanzierung zählen laut Interhyp der Kassensturz mit Prüfung der Einnahmen und Ausgaben und das Durchrechnen verschiedener Tilgungsszenarien, wobei Online-Tools und eine professionelle Beratung unterstützen. Zudem bleibt der Zinsvergleich weiterhin essentiell, auch weil Anbieter Zinssenkungen unterschiedlich schnell an Kunden weitergeben.

Laut Interhyp sollten Bauherren und Käufer ihre Finanzierung vor allem zukunftsorientiert ausrichten und mit hohen Tilgungssätzen den Weg in die spätere Schuldenfreiheit ebnen. Interhyp empfiehlt derzeit Anfangstilgungen von drei Prozent und mehr, um in einer überschaubaren Zeit schuldenfrei werden zu können.

Wie Bauherren wirklich profitieren

Ein Beispiel: Im aktuellen Allzeittief würde es bei einer zweiprozentigen Anfangstilgung mehr als 40 Jahre dauern, bis ein Darlehen, das zu Zinsen von 1 Prozent pro Jahr abgeschlossen wird, komplett abbezahlt ist. Bei einer Tilgung von 4 Prozent dauert es in etwa halb so lange, nämlich 22 Jahre und 5 Monate. Bei 6 Prozent Tilgung wären es 15 Jahre und 7 Monate.

Ein weiterer Tipp im Zinstief sind laut Interhyp lange Zinsbindungen, mit denen sich Kreditnehmer das niedrige Zinsniveau längere Zeit als zehn Jahre sichern können, im Fall von Volltilgerdarlehen sogar bis zur kompletten Schuldenfreiheit.

 

Foto: Interhyp

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