Hedgefonds-Legende Kaufman: „Auf das Risiko kommt es an“

Cash.: Ursprünglich haben Sie als Wissenschaftler an Raketen gearbeitet?

Kaufman: Ja, ich bin Astrophysiker, so fing alles an. Ich habe dort auch Computer programmiert, genau genommen ein Navigationssystem für Raumschiffe wie Apollo. In dem Job hatte ich damals schon reichlich Zeit, über rechnergestützte Investment-Strategien nachzudenken. Wenig später habe ich meine eigene Computer-Firma eröffnet, und einer der ersten Aufträge war, ein Modell für den Handel mit Optionen zu entwickeln. Meinen ersten Fonds habe ich bereits 1973 gestartet.

Cash.: Aber die Regeln, nach denen Sie investieren, haben sich über einen so langen Zeitraum doch verändert?

Kaufman: Selbstverständlich. Das Risiko etwa spielte für uns damals überhaupt keine Rolle. Einziges Ziel war, so viel Geld wie irgendwie möglich zu verdienen. Das ist die typische Denkweise von Investoren. Solange nichts schief geht, gibt es keinen Grund vorzusorgen. Heutzutage nach zwei massiven Börsenabschwüngen ist es dagegen die Sicherheit, die alle Überlegungen dominiert. Das ändert sich dann wieder, wenn alles lange genug nach oben läuft. Wir bewegen uns in Zyklen.

Cash.: Was unterscheidet Sie von der Masse der Hedgefonds?

Kaufman: Wir halten das Risiko unserer Investitionen viel niedriger als die meisten Hedgefonds. Das zeigt sich sowohl darin, dass wir unsere Positionen über mehrere Märkte streuen, als auch in unserem Modell unterschiedliche Strategien kombinieren. Konkret sind das Global Macro, also makroökonomische Trends, zu 60 Prozent, Mean Reversion, die zwangsläufige Rückkehr zu längerfristigen Mittelwerten, zu 25 Prozent und Asian Arbitrage zu 15 Prozent. Letztgenannter Ansatz beruht auf der Erkenntnis, dass Entwicklungen an asiatischen Handelsplätzen eine Reaktion auf US-amerikanische Vorgaben sind. In den meisten vergleichbaren Fonds liegt der Anteil der Trendfolger deutlich höher als nur bei 60 Prozent. Im Übrigen sind auch die von Hedgefonds eingesetzten Fremdkapitalhebel oftmals unverantwortlich groß. Sie bauen mit wenig Eigenkapital gigantische Positionen auf, und genau das sollte unterbunden werden. Deswegen hat ein großer Managed-Futures-Fonds Anfang des Jahres in nur einem Monat 19 Prozent verloren. Das ist bei uns allein schon wegen der gesetzlichen Vorgaben ausgeschlossen.

Interview: Marc Radke

Foto: Anna-Lena Cordts

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