Aktienfonds-Nebenwerte: „das Salz in der Suppe“

Tim Albrecht managt mit dem DWS Deutschland den erfolgreichsten deutschen Aktienfonds. Im Gespräch mit Cash. erklärt der Profianleger, wie er das macht und warum es keine Alternative zu Aktien gibt.

Tim Albrecht, DWS Investments
Tim Albrecht, DWS Investments

Das Gespräch führte Marc Radke, Cash.

Cash.: Ihr Aktienfonds entwickelt sich in Aufschwungphasen dynamischer als die Benchmark. Wo finden Sie die zusätzliche Rendite?

Albrecht: Wir haben einen erheblichen Anteil Nebenwerte im Portfolio. Die Allokation ist flexibel, im Schnitt mischen wir rund 30 Prozent bei – doppelt so viel wie bei unserem Vergleichsindex C-Dax, der die Wertentwicklung aller deutschen Aktien im Prime Standard sowie im General Standard der Deutschen Börse abbildet.

In Phasen wie etwa 2006 und 2007, in denen Small und Mid Caps im Vergleich zu Standardwerten besonders hoch bewertet wurden, haben wir beispielsweise das Engagement auf zehn Prozent reduziert.

Dagegen versuchen wir immer, wenn auf den Märkten Ausverkaufsstimmung herrscht, Nebenwerte wieder aufzustocken, weil diese dann häufig mit einem Discount gegenüber Blue Chips gehandelt werden. So geschehen im Frühjahr 2003, im Frühjahr 2009 und in etwas schwächerer Form im Herbst 2011.

Cash.: Bis in die Top-10-Positionen des Aktienfonds reicht es für solche Titel aber selten?

Albrecht: Das stimmt, der typische Anteil eines Nebenwerts liegt lediglich bei 0,5 bis zwei Prozent des Aktienfondsvolumens. Dennoch sind diese Werte eine wichtige Renditequelle. Das belegen auch unsere Analysen eindeutig.

Beschränkt auf die 30 Dax-Werte hätte der Aktienfonds seine Outperformance nicht realisieren können. Die Nebenwerte sind das Salz in der Suppe. Gerade mit ihrem antizyklischen Einsatz kann eine hohe Rendite erzielt werden.

Cash.: Ist es ein deutsches Phänomen, dass Nebenwerte häufiger als Standardwerte zu hoch oder zu niedrig bewertet werden?

Albrecht: Eigentlich handelt es sich um ein globales Phänomen. In der angelsächsischen Region tritt dieses allerdings wesentlich schwächer auf, da dort die Aktienmärkte effizienter sind.

Das liegt nicht zuletzt an institutionellen heimischen Investoren wie den Pensionsfonds. In Deutschland dagegen spielen die ausländischen Kapitalgeber eine größere Rolle, die in guten Börsenphasen vor allem Nebenwerte suchen, aus diesen aber, sobald es wackelig wird, auch als Erstes wieder aussteigen. Das müssen Anleger wissen und akzeptieren.

Seite zwei: Nebenwerte erzielen langfristig höhere Renditen

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