Aktienfonds-Nebenwerte: „das Salz in der Suppe“

Ich bin sicher, dass Nebenwerte langfristig höhere Renditen als große Konglomerate abwerfen. Aber wir steigen nicht zu jedem Preis ein. Werden die Titel aus der zweiten Reihe mit einem großem Aufschlag gehandelt, lassen wir die Finger davon. Stattdessen gehen wir taktisch vor und schlagen zu, wenn Panik herrscht und die Aktien mit einem Rabatt zu haben sind.

Cash.: Welche Wirtschaftszweige favorisieren Sie?

Albrecht: Die Bereiche Industrie, Chemie, Automobilhersteller und ihre Zulieferer gewichten wir über, ebenso den Technologiesektor inklusive Software.

Diese Unternehmen sind an die überdurchschnittlichen Wachstumsraten der Emerging Markets gekoppelt, weil sie einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze dort generieren. Damit wollen wir auf die Unternehmen setzen, die von der Globalisierung profitieren können.

Es ist keine verwegene These, zu behaupten, dass die alte Welt mit Regionen wie Nordamerika und Westeuropa gesättigt ist. Ich weiß, dass diese Argumente nach Marketing klingen, aber es hat hervorragend funktioniert.

Deutsche Unternehmen schlagen sich in den Schwellenländern auf dem Globus bestens. Die Sektoren Telekom, Versorger und Pharma haben wir dagegen stark untergewichtet, weil dort die Wachstumschancen strukturell am geringsten sind. Gleiches gilt – keineswegs erst seit der Finanzkrise – auch für Banken und Versicherungen hierzulande.

Cash.: Ein Schwellenland-Exposure und Nebenwerte bringen Chancen, erhöhen aber auch das Risiko eines Rückschlags. Warum waren Sie im Herbst 2011 nicht so gut davor gewappnet wie bei früheren Abschwüngen?

Albrecht: Der Unterschied liegt darin, dass wir die früheren Phasen auch als Krisenjahre wahrgenommen haben. Sowohl der Abschwung nach der Jahrtausendwende als auch die Finanzkrise waren absehbar. Entsprechend konnte ich mein Engagement in Nebenwerte und Zykliker rechtzeitig reduzieren oder wie vor drei Jahren auch das Exposure gegenüber der Finanzindustrie senken.

Das war 2011 nicht der Fall. Der Aufschwung hatte erst eineinhalb Jahre angedauert. Doch die griechische Schuldenproblematik brachte Nervosität in die Finanzmärkte und diese wiederum schien sich weiter auf die Realwirtschaft zu übertragen.

Mit einer derart panischen Reaktion, die einen massiven Einbruch der globalen Exportmärkte unterstellt, hatte ich nicht gerechnet. Da sich dadurch wenig an unserer Einschätzung geändert hat, haben wir beschlossen, an unserer Strategie festzuhalten. Wir lagen bis zu vier Prozentpunkte hinter unserer Benchmark. Frühere Baisse-Phasen wie 2003 oder 2008 haben wir deutlich besser überstanden. In letzterem Fall sogar mit einer Outperformance von acht Prozent.

Im vierten Quartal entspannte sich die Lage wieder, da Politik und Europäische Zentralbank sich dazu durchgerungen haben, die Krise stärker zu bekämpfen. Im Nachhinein entpuppte sich die Aufregung als Sturm im Wasserglas. Die Unternehmen laufen weiterhin gut, lediglich die europäische Peripherie fällt als Nachfrager aus. Die Weltwirtschaft entwickelt sich robust.

Seite drei: Fed und Bank of England bekämpfen die Krise mit geöffneten Geldschleusen

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