Axa IM: Inflation in England bleibt hoch

Obwohl die Inflationsrate in England im April von 3,5 Prozent auf drei Prozent gesunken ist, zweifeln Experten daran, dass die angestrebte Rate von zwei Prozent in absehbarer Zeit erreicht wird.

London„Inzwischen hat sich die Diktion der Bank of England grundlegend gewandelt“, erklärt Mark Allan, Investmentstratege bei der französischen Fondsgesellschaft Axa Investment Managers (Axa IM). Und weiter: „Noch im Februar wies der Governor darauf hin, dass die Anhebung der Mehrwertsteuer sowie der weitgehend unerwartete Anstieg von Einfuhr- und Energiepreisen die Inflationsrate seit Ende 2009 nach oben getrieben hätten. Der hausgemachte Inflationsdruck sei dagegen gedämpft. Wenn man das liest, sollte man meinen, dass die Bank ihre Aufgabe nunmehr darin sieht, die hausgemachte Teuerung – auch Kerninflation genannt – unter Kontrolle zu halten und die Wirkung externer Einflüsse auf die Inflationsentwicklung zu ignorieren.“

Preisdruck aus Schwellenländern ursächlich

Es sei nach Allans Meinung zwar sinnvoll, den Einfluss von Mehrwertsteuererhöhungen auf die Inflationsentwicklung außer acht zu lassen, da diese weniger geld- als steuerpolitische Entscheidungen widerspiegeln. Das gelte jedoch nicht für Energie- oder Einfuhrpreise, so Allan: „So wurde der explosionsartige Anstieg der britischen Einfuhrpreise in den Jahren 2008/2009 von einem dramatischen Wertverlust des Pfund Sterling um 25 Prozent ausgelöst. Der Wechselkurs ist einer der wichtigsten Mechanismen, über den eine kleinere Handelsnation wie Großbritannien geldpolitisch die Realwirtschaft steuert. Die Annahmen im Hinblick auf die künftige Entwicklung der britischen Geldpolitik waren sicherlich nicht der einzige – aber ein wichtiger – Faktor beim Absturz des Pfund Sterling.“

Die Interpretation Allans: Die veränderte Einstellung der Bank, sich stärker  am inländischen Lohn- und Preisdruck zu orientieren, legt nahe, dass die kommenden Jahre so ähnlich wie die letzten paar Jahre verlaufen werden. „Preisdruck aus den Schwellenländervolkswirtschaften wird weiterhin die Inflationsentwicklung in Großbritannien antreiben. Dieser Prozess wird unbeirrbar mit einem Tempo stattfinden, das von der Bank of England ebenso beharrlich unterschätzt wird“, prognostiziert der Axa-IM-Stratege: „Die Inflationsrate dürfte eher bei drei als bei zwei Prozent liegen. Doch solange die Lohninflation nicht steigt, wird das Monetary Policy Committee (MPC) genug Gründe finden, bei einer lockeren Geldpolitik zu bleiben. Andererseits ist mit einer beschleunigten Inflationsentwicklung ohnehin erst dann zu rechnen, wenn das Bankensystem in besserer Verfassung ist.“ (mr)

Foto: Shutterstock

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