Quantfonds: Programmierte Performance

Auch andere Anbieter wie etwa Dexia Asset Management kamen in den Genuss eines warmen Geldregens. „Wir streuen beispielsweise im US-Portfolio über 140 bis 180 Aktien in zehn verschiedenen Sektoren. Für jeden einzelnen haben wir unser Handelssystem individuell entwickelt und justiert“, beschreibt Bart Goosens die aufwendige Modellierung. Anleger haben der belgisch-französischen Fondsgesellschaft allein für Anteile an ihren europäischen und US-amerikanischen Quant-Aktienfonds rund 1,5 Milliarden Euro anvertraut.

Offensichtlich mit Recht: Von Computern gemanagte Portfolios standen ihren konventionellen Pendants in der vergangenen Dekade in nichts nach. Das Analysehaus Scope hat speziell die Gruppe vermögensverwaltender Fonds unter die Lupe genommen, die ihre Investments in bestimmte Asset-Klassen wie Aktien oder Anleihen frei zwischen null und 100 Prozent variieren können. Dabei haben die Experten ausgerechnet, dass „quantitativ vermögensverwaltende Fonds mit flexiblen Aktien- und Rentenanteilen auf Sicht von zehn Jahren mit 24,3 Prozent eine deutlich höhere Wertentwicklung erzielt haben als entsprechende Non-Quant-Fonds mit 10,6 Prozent.“ Nicht nur die Performance glänzte, auch die Risikokennziffern sprechen für systematische Anlagen. Die Volatilität der Quant-Produkte lag mit 9,6 Prozent deutlich niedriger als die der konventionell gemanagten Fonds mit 11,9 Prozent. Eine mögliche Interpretation ist, dass mit steigender Komplexität Computer im Vorteil sind. Je größer die Freiheitsgrade eines Fondsmanagers ausfallen, also je mehr Entscheidungen dieser treffen muss, desto größer die Vorteile der Halbleiter.

 

Mehr Rendite, weniger Risko

Sicher ist, dass Quants menschliche Vermögensverwalter gerade am Bärenmarkt hinter sich gelassen haben. Insbesondere in der Abschwungphase von Juni 2007 bis Februar 2009 sind die Elektronengehirne mit geringeren Verlusten ausgekommen, wie die Berliner Analysten von Scope herausgefunden haben. Trotz negativer Resultate haben diese Produkte klar besser abgeschnitten als Nicht-Quant-Fonds. Ihrem Verlust von im Schnitt 14 Prozent stehen Einbußen von mehr als 27 Prozent bei den von Menschen gesteuerten Portfolios gegenüber. Darüber hinaus schwankten die systematischen Portfolios in dieser Phase mit 8,8 Prozent deutlich weniger in ihrem Wert als die Wettbewerber mit 12,3 Prozent.

„Offensichtlich bewähren sich flexible Quant-Fonds insbesondere in einer längeren und heftigen Abwärtsphase am Aktienmarkt wie dem Einbruch nach der Lehman-Insolvenz in der zweiten Jahreshälfte 2008“, heißt es dazu von den Scope-Analysten. Und weiter: „Ein Grund könnte sein, dass die nach festgelegter Handlungsanweisung und damit ohne Emotionen arbeitenden Quant-Fonds eher in der Lage sind, aus Aktien komplett auszusteigen als Fondsmanager, die auch in Down-Phasen emotional geprägt sind und oftmals eher eine kurzfristige Wende erwarten.“

Auch die von Cash. befragten Entwickler betonen, dass ihre Modelle so konstruiert sind, dass sie das Risiko konsequenter begrenzen als Produkte, bei denen letztlich ein menschlicher Fondsmanager entscheiden muss. Allerdings steigen Quant-Modelle dafür auch nur verzögert wieder ein, nämlich erst dann, wenn ein eindeutiger Aufwärtstrend zu identifizieren ist. Dies führt im Vergleich zu Nicht-Quant-Fonds zu einer geringeren Performance, wenn der Aktienmarkt nach oben strebt. Die Krisenreaktionskraft hat jedenfalls viele Anleger überzeugt: „Absatzerfolg und Performance beruhen vor allem auf dem Vermeiden von Verlusten bei Abwärtstrends“, bestätigt Wimmer.

 

Resultate heiter bis wolkig

Die Ergebnisse von Scope geben allerdings lediglich Durchschnittswerte wieder. Unabhängig von der betrachteten Anlagedauer offenbaren die verschiedenen Handelsmodelle extreme Differenzen in ihrer Performance. Darin unterscheiden sich diese Strategien wenig von gemischten Portfolios, die nach dem Näschen eines Fondsmanagers ausgerichtet werden. So schwankt beispielsweise die Rendite von Quants über drei Jahre zwischen einem knappen Minus und einem Plus von 79 Prozent. Im Schnitt konnten sich Investoren über 28,5 Prozent Zuwachs freuen. Am besten haben Portfolios mit hohen Aktienquoten abgeschnitten, da diese auch am meisten vom Aufschwung an den Börsenplätzen profitieren konnten.

Seite 4: Welche Quantfonds sind als Basisinvestment am besten geeignet?

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