Russland unter Reformdruck

Unter den großen Schwellenmärkten ist Russland zuletzt ins Hintertreffen geraten. Doch die Wirtschaft könnte in den nächsten Jahren wieder schneller zulegen, sofern die Regierung die richtigen Maßnahmen ergreift, meinen Experten.

Das meinen auch die Analysten vom schwedischen Vermögensverwalter East Capital. „Russland hat das Potential, schneller zu wachsen als die aktuell geschätzten drei bis vier  Prozent für die nächsten Jahre. Aber um dieses Potential auszuschöpfen, das irgendwo um die fünf Prozent pro Jahr liegt, müssten einige strukturelle Reformen implementiert und die Korruption bekämpft werden“, sagt Chefvolkswirt Marcus Svedberg.

Wirtschaft nicht überhitzen

„Die Bären gehen von einem strukturellen Abschwung aus, wohingegen die Bullen nur an einen temporären Rückgang glauben und für die zweite Hälfte des Jahres mit neuem Wachstum rechnen. Beide haben Recht, aber nur bis zu einem gewissen Grad“, sagt Svedberg. „Die Bullen haben Recht, indem sie sagen, dass die russische Wirtschaft in eine Phase des schwächeren Wachstums eingetreten ist. Das muss aber keineswegs ein Zeichen für ein strukturelles Problem sein, denn die gesamte Welt wächst im Moment etwas langsamer.“

Russland sei mit keinem anderen Land zu vergleichen und wird weiterhin von vielen missverstanden. „Mittlerweile ist es eine Volkswirtschaft mit mittlerem Einkommensniveau und ist nicht mehr in der Lage, schwindelerregend hohe Wachstumsraten zu produzieren – und Russland sollte es auch nicht“, so Svedberg. Wachstumsraten von sieben Prozent pro Jahr, wie zwischen 2000 und 2008, sollte die russische Wirtschaft auf mittlerem Einkommensniveau auch nicht mehr anstreben, denn das würde zu einer Überhitzung führen. Das Gleiche gelte auch für Emerging Markets des gleichen Entwicklungsstandes, wie Polen, Türkei und Brasilien. (mr)

Foto: Shutterstock

 

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