Gecam: Fallende Kurse als beste Freunde eines langfristigen Investors

Eine Erkenntnis aus der Behavioral Finance ist, dass erst wenn die Anleger Angst und Panik erfasst, eine Korrektur enden kann, da die sogenannten „schwachen Hände“ den Markt in solchen Phasen verlassen und der Verkaufsdruck nachlässt.

Gastbeitrag von Daniel Zindstein, Gecam

Daniel Zindstein, Gecam

Diese Angst konnte in der letzten August-Woche gemessen werden. Gekoppelt mit einer weiterhin guten Zuversicht, was die mittelfristigen Aussichten für Aktien anbelangt, sowie einer messbaren Abnahme der Aktienbestände institutioneller Investoren, sind erste Bedingungen für eine Beruhigung und – technisch ausgedrückt – einer Bodenbildung bei Dax & Co. gegeben.

Angst vor konjunktureller Schwäche Chinas

Angst haben die Marktteilnehmer plötzlich vor einer konjunkturellen Schwäche in China. Was sind die Auslöser? Viele sagen der Aktienmarktabsturz dort war ein Fingerzeig, andere deuten die Abwertung der chinesischen Währung als Schwächezeichen.

Wir interpretieren diese Entwicklungen etwas anders: Der China-Aktienmarkt war zwischen Juni 2014 und Juni 2015 um 150 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg war in erster Linie auf die Förderung der Aktienanlage durch die Regierung und somit einer massiven Ausweitung kreditfinanzierter Aktienkäufe zurückzuführen.

Dass solche Blasen platzen müssen, weiß eigentlich jeder. Dies hat aus unserer Sicht recht wenig mit dem Zustand der Realwirtschaft zu tun. Man könnte argumentieren, dass aber die Folgen eines Aktienmarkt-Crashs die Wirtschaft negativ tangieren, da ja vier Billionen Dollar sozusagen vernichtet worden seien.

Hintergrund-Informationen zur Objektivierung

Ja, dass könnte man, dann sollte man aber tunlichst auch die positiven Effekte des zuvor erfolgten Anstiegs herausstreichen, was die wenigsten tun. Damit relativiert sich die negative Sicht nämlich deutlich: Stand des SSE im Sommer letzten Jahres: 2.000 Punkte; Stand im Juni diesen Jahres: 5.170; Stand heute: 3.160 Punkte. Was ist passiert? Der Index notiert 58 Prozent höher als im Sommer letzten Jahres. Ist das Ausdruck von Schwäche?

Aber wenn ein Land die Währung abwerten muss, dann ist das doch ganz sicher ein Zeichen von Schwäche, oder? Auch hier dienen ein paar Hintergrund-Informationen zur Objektivierung.

Der IWF und die USA fordern seit vielen Jahren eine freiere Handelbarkeit der chinesischen Währung Yuan, die größtenteils an den US-Dollar gekoppelt war. Diesem Wunsch kam die kommunistische Regierung nach und ließ die heimische Währung zwischen 2005 und 2008 um 18 Prozent aufwerten.

Von 2010 bis 2014 wurde eine weitere Aufwertung um 15 Prozent zugelassen, insgesamt also rund 33 Prozent Aufwertung zum US-Dollar. Seither diskutiert die US-Notenbank FED darüber, die Geldpolitik wieder restriktiver zu gestalten und die Zinsen zu erhöhen. Folge ist eine weltweite Aufwertung des US-Dollars.

Seite zwei: Gelddruck-Orgien der Zentralbanken

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