„Wir erwarten starke negative Effekte für Großbritannien“

Seit der Finanzkrise 2008 hat sich jedoch eine gewisse Ablehnung gegenüber dem Freihandel breigemacht. Globalisierungs- und Kapitalismusgegner dominieren die Diskussionen. Dies führt zu einer ablehnenden Haltung gegenüber TTIP in weiten Teilen der Bevölkerung. Bereits seit Mitte 2013 verhandelt die EUKommission für die Europäische Union mit der US-Regierung über ein bilaterales Freihandelsabkommen.

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Gerade für Deutschland wäre eine weitere Liberalisierung besonders wichtig. So sind die USA mittlerweile unser wichtigster Absatzmarkt weltweit. Nur zur Verdeutlichung: Eine Steigerung unserer Exporte in die USA um fünf Prozent wäre fast so viel wie ein völlig neuer Markt in der Größenordnung Irlands. Darüber hinaus würde eine umfassende Reduktion der Zollbürokratie und Regelharmonisierung die Preise für US-Importe bei uns im Schnitt um zehn bis 20 Prozent senken.

Kleine und mittelständische Unternehmen haben verglichen mit den Multis viel größere Probleme mit den unterschiedlichen Regularien und Normen. Für sie könnte TTIP daher besonders positive Impulse liefern. Leider sieht es aber aktuell nicht so aus als würde ein solches umfassendes Abkommen getroffen – vielleicht scheitern die Verhandlungen sogar ganz. Das wäre übrigens für uns hier in Deutschland ein größerer Verlust als für die Amerikaner. Die fokussieren sich zunehmend auf den pazifischen Raum.

In den USA zeichnen sich weitere Zinserhöhungen ab. Wie oft dürfte Janet Yellen die Zinsen bis Ende 2016 erhöhen und welche Effekte hat dies auf die dortige Investitionsbereitschaft und den amerikanischen Arbeitsmarkt?

Mit der Entscheidung der Briten für den „Brexit“ wird die Geldpolitik der US-Notenbank noch zurückhaltender ausfallen als zuvor. Wir rechnen nur noch mit einem Zinsschritt der Fed. Eine solche homöopathisch dosierte Leitzinserhöhung wird für sich genommen aber weder den Arbeitsmarkt belasten noch das Wachstum merklich bremsen.

Die Zinsen für die Unternehmen bleiben ja nahe ihren historischen Tiefs. Deshalb sind keine negativen Effekte auf die Immobilienmärkte und die Unternehmensinvestitionen zu erwarten. Letztere sollten sich sogar eher erholen, denn sie haben zuletzt vor allem unter der Korrektur im Energiesektor gelitten. Mit den wieder gestiegenen Ölpreisen fällt diese Belastung nun geringer aus.

Interview: Tim Rademacher

Foto: Dirk Beichert

Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.-Magazin 08/2016.

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