Eurozone: Positive Aussichten trotz Unsicherheit

Die Aussichten für das europäische Wirtschaftswachstum für die zweite Jahreshälfte 2017 sind positiv, doch fehlen die Bedingungen für nachhaltiges Wachstum. Zudem leidet der Wirtschaftsraum unter politischer Unsicherheit. Gastbeitrag von Philippe Waechter, Natixis AM.

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Philippe Waechter: „Wir beobachten seit Mitte 2017 eine Divergenz zwischen der Eurozone und Großbritannien, was auf die Unsicherheit durch den Brexit zurückzuführen ist.“

Die wirtschaftlichen Aussichten für die Eurozone haben sich im September deutlich verbessert. Der synthetische Index, ein gewichteter Durchschnitt aus den Indizes für das verarbeitende Gewerbe und dem Dienstleistungssektor, befindet sich auf dem höchsten Stand seit April 2011. Dies spricht dafür, dass das Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte 2017 relativ hoch ausfallen wird.

Der Index für das verarbeitende Gewerbe steht so hoch wie zuletzt im Februar 2011 und der Index für den Dienstleistungssektor bewegt sich in der Nähe der Höchststände vom Anfang dieses Jahres. Wachstum und Beschäftigung zeigen nach oben.

Dynamik in Frankreich treibt Eurozone

Es ist Zeit, dass die Eurozone die Bedingungen für eine langfristige, nachhaltige Wachstumsstrategie schafft. Dazu müssen in den einzelnen Ländern und bei den europäischen Institutionen Strukturreformen durchgeführt werden.

Die Dynamik der französischen Wirtschaft nähert sich der der deutschen Wirtschaft an und gibt damit der Eurozone einen Schub. Auch Spanien trägt wesentlich zu der positiven Entwicklung bei. Italien hat Schwierigkeiten, mit den anderen drei Ländern Schritt zu halten, insbesondere im Dienstleistungssektor.

Spanien hat seit 2014 entscheidend zum Wachstum der Eurozone beigetragen, doch interne Schwierigkeiten nach dem Referendum in Katalonien könnten zu einem weniger homogenen Trend in Spanien und damit zu schlechteren Aussichten für die Eurozone führen.

Globales Wachstum ausgeglichen

Momentan ist die Unsicherheit sehr hoch. Großbritannien profitiert nicht von den Impulsen der Eurozone. Wir beobachten seit Mitte 2017 eine Divergenz zwischen der Eurozone und Großbritannien, was auf die Unsicherheit durch den Brexit zurückzuführen ist.

Die Erholung im Welthandel dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Die parallele Entwicklung des Welthandels und des Markit-Index  legt dies nahe. Der hohe Stand des Index für das verarbeitende Gewerbe korreliert mit einem stärkeren Welthandel.

Die Markit-Zahlen deuten für alle Regionen der Welt auf eine positive Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe hin. Dies unterstützt ein ausgeglichenes Wachstum auf globaler Ebene. Ein höherer Markit-Index wird den Handel und damit das weltweite Wirtschaftswachstum stärken.

Die Eurozone befindet sich noch in der Aufholphase mit einer hohen Dynamik beim Auftragseingang und der Beschäftigung. Der Konjunkturzyklus ist günstig und es gibt Anlass zum Optimismus.

Philippe Waechter ist Chefvolkswirt bei Natixis Asset Management

Foto: Natixis

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