„US-Steuerreform wird kommen“

Die USA werden ihr Steuergesetz reformieren, davon ist Rick Patel überzeugt, Fondsmanager bei Fidelity. Für die Republikaner sei dies eine Chance, gegen ihre steigende Unbeliebtheit zu arbeiten. Betroffen von der Reform wären auch seit langem bestehende Regeln und die Altersvorsorge.

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Rick Patel: „Jede Änderung im Steuerrecht, die auch nur geringfügig in die Konsum- und Sparanreize eingreift, wird spürbare Folgen für die Gesamtwirtschaft haben.“

Die geplante Steuerreform in den USA werde auf jeden Fall kommen, davon ist der Fidelity-Fondsmanager Rick Patel überzeugt, der den US-Dollar Bond Fund managt. Die Ausgestaltung sei allerdings nach wie vor unklar. Grund für die Steuerreform seien auch die 2018 stattfindenden Zwischenwahlen in den USA.

Nach aktuellen Umfragen könnten die Republikaner ihre absolute Mehrheit verlieren. Der Unmut der Wähler über nicht umgesetzte Wahlversprechen wachse, weswegen die Republikaner mehr denn je darauf aus seien, sich bei der Steuerreform zu einigen.

„Spürbare Folgen für die Gesamtwirtschaft“

„Ein neues Steuerrecht könnte die Anreize für Einzelpersonen und Unternehmen und deren Verhalten wesentlich verändern. Die US-Verbraucherausgaben sind maßgeblich für das Wirtschaftswachstum verantwortlich. Dementsprechend wird jede Änderung im Steuerrecht, die auch nur geringfügig in die Konsum- und Sparanreize eingreift, spürbare Folgen für die Gesamtwirtschaft haben“, sagt Patel.

Unternehmen können laut Patel ihre optimale Kapitalstruktur, ihre Investitionsbereitschaft und den richtigen Zeitpunkt ebenso überdenken wie die Wahl des am besten geeigneten Produktionsstandorts.

lange bestehende Regeln könnten sich ändern

Der neueste Entwurf des Steuerrechts basiere auf dem Steuerplan von Dave Camp von 2014. Die Eckpfeiler seien eine Vereinfachung des Steuergesetzes, eine Erweiterung der Bemessungsgrundlage und ein Unternehmenssteuersatz von 25 Prozent. Schätzungen zufolge könne dadurch ein potenzielles BIP-Wachstum von 0,2 Prozent jährlich erzielt werden.

Der Camp-Plan sei aufkommensneutral konzipiert. Die Senkung der Unternehmenssteuer werde durch die Erweiterung der Bemessungsgrundlage ausgeglichen. Dabei würden seit langem bestehende Steuerregelungen zur Disposition gestellt: Einschränkung oder Abschaffung der Abzugsfähigkeit von Zinsen, ein territoriales Steuersystem und die Möglichkeit der steuerlich begünstigten Rückführung von Auslandskapital.

Besteuerung der Altersvorsorge betroffen

Für die Bürger würden durch den Plan die individuelle Absetzbarkeit von staatlichen und kommunalen Steuern entfallen, die Obergrenze für absetzbare Hypothekenzinsen sinken und Steuern auf Beiträge zur individuellen Altersvorsorge (401(k) Savings Plan) anfallen.

„Änderungen der steuerlichen Behandlung dieser Art der Altersvorsorge wurden im Wahlkampf mit keinem Wort erwähnt. Die Reaktion der Märkte bleibt abzuwarten“, sagt Rick Patel. Abgesehen von den Kontroversen könnte es für die Republikaner schwierig werden, auf eine derart wichtige Einnahmequelle zu verzichten, um eine aufkommensneutrale Steuerreform zu verabschieden. (kl)

Foto: Fidelity

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