DIW sieht Eurozone als Profiteur von US-Zinserhöhungen

Die Euromitgliedstaaten können von Zinserhöhungen in den USA kurzzeitig wirtschaftlich profitieren, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Für Europa müssen die Zinssteigerungen der Fed nicht negativ sein.

Dank der Abwertung des Euros steigen die Exporte und können so die wegen der höheren Zinsen geringere Nachfrage aus den USA überkompensieren. Dies gilt insbesondere für Deutschland. Mittelfristig folgen die Zinsen des Euroraums denen der USA und sorgen dann auch hierzulande wieder für einen Rückgang der Wachstumsraten. „Der positive Effekt besteht zwar nur temporär. Dennoch sollte dieses Ergebnis dazu beitragen, die Befürchtungen zu verringern, dass sich bei einer Anhebung des Leitzinses in den USA die wirtschaftliche Abschwächung auf den Euroraum überträgt“, sagt DIW-Ökonom Max Hanisch.

Auswirkungen der Zinserhöhungen der Fed auch international spürbar

Seit etwa zwei Jahren hebt die US-Notenbank (Fed) schrittweise die Zinsen an. Die Maßnahmen zielen an erster Stelle auf die US-amerikanische Wirtschaft ab. Dennoch sind ihre Auswirkungen auch international spürbar. Wenn die Fed den Leitzins um 50 Basispunkte erhöht, reagiert das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in allen großen Volkswirtschaften des Euroraums zunächst positiv, jedoch unterschiedlich stark. In Deutschland steigt das BIP stärker an als in den meisten anderen Ländern und erreicht nach vier Quartalen mit 0,6 Prozent seinen maximalen Wert. Um diesen Effekt besser zu verstehen, ist es sinnvoll, einen Blick auf die internationalen Übertragungswege zu werfen.

Wirtschaft der Eurozone eng mit den USA verflochten

Die Eurozone ist zum einen über den Handel – knapp 14 Prozent ihrer Exporte gehen in die USA – und zum anderen über die Finanzmärkte wirtschaftlich eng mit den USA verflochten. Mit der US-Zinserhöhung geht eine Aufwertung des US-Dollars einher, was gleichbedeutend mit einer Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar ist und damit Produkte und Dienstleistungen aus dem Euroraum für die USA billiger macht. Während für die meisten Euroländer Exporte innerhalb des Euroraums die größere Bedeutung haben, sind die USA für Deutschland der größte einzelne Exportmarkt. Die deutschen Exporte reagieren deshalb am stärksten auf den US-amerikanischen Impuls.

Zusätzliche Exportnachfrage kommt nicht nur aus den USA

Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass sich bis zu 80 Prozent aller Währungen weltweit am US-Dollar orientieren. Zusätzliche Exportnachfrage ist daher nicht nur aus den USA zu erwarten, sondern aus allen Ländern, deren Währungen dem Dollar folgen. Die Übertragung über die Finanzmärkte setzt dagegen erst nach circa drei Quartalen voll ein. Durch diese zeitliche Verzögerung kann die gestiegene Exportnachfrage, hervorgerufen durch die Euroabwertung, kurzfristig eine expansive Wirkung entfalten, bevor sich höhere Zinsen auch im Euroraum durchsetzen und die wirtschaftliche Dynamik bremsen. (fm)

Foto: Shutterstock

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