Schwellenländeranleihen: Die sieben wichtigsten Fragen

Die kurzfristige Entwicklung des Dollars ist am schwierigsten vorherzusagen. Eine Erholung des europäischen Wachstums wird wahrscheinlich die Aufwertung des Dollars verlangsamen oder stoppen, ebenso wie weitere Zinserhöhungen in den Schwellenländern. Längerfristig konzentrieren wir uns auf fundamentale Währungsbewertungen, die in Schwellenländern im Allgemeinen günstig aussehen.

2. Wird die Unfähigkeit, Bilanzdefizite zu finanzieren, eine Krise in Schwellenländern auslösen?

Die durchschnittlichen Leistungsbilanzsalden der Schwellenländer sind ausgeglichen und einige Länder wie Russland und Brasilien verfügen über ausreichende Reserven, um ihre gesamten Auslandsschulden zu decken. Die Schulden stellen jedoch ein Risiko für bestimmte Länder – darunter Argentinien und Türkei – dar.

3. Werden staatliche und Unternehmensemittenten in der Lage sein, US-Dollar-Kreditaufnahmen zurückzuzahlen?

Sowohl auf Unternehmens- als auch auf nationaler Ebene sind US-Dollar-Verbindlichkeiten derzeit nicht sehr anfällig: Die meisten Kreditnehmer und Länder haben ihren mittelfristigen Ausgabenbedarf Anfang 2018 oder 2017 vorfinanziert, als die Märkte noch anpassungsfähiger waren.

Es gibt aber auch Länder und Unternehmen, die sehr stark von Fremdfinanzierung abhängig sind, wie die Türkei und Argentinien sowie Finanzunternehmen und Immobilienentwickler mit schlechterem Rating.

4. Wie hoch ist das geopolitische Risiko von Schwellenländeranleihen angesichts politischer Turbulenzen ?

Ein Teil der Schwäche in Ländern wie Brasilien ist eine gerechtfertigte Reaktion auf politische Unsicherheiten, während die Ergebnisse in Mexiko und Russland günstiger ausfallen könnten als vom Markt erwartet.

Größere geopolitische Risiken wie etwa Konflikte in der Eurozone, Nordkorea, Iran, US-Handelspolitik sind schwieriger zu prognostizieren und abzusichern, da ihr Eintritt wahrscheinlich einen breiten Ausverkauf über alle Risikoaktiva hinweg auslösen würde.

5. Auf der Jagd nach attraktiven Renditen sind viele Investoren Long-Positionen in Schwellenländern eingegangen und leiden jetzt unter höheren Zinsen. Weisen Abflüsse aus Schwellenländern auf ein Problem hin?

Die Risikobereitschaft hat sich noch nicht grundlegend verändert; die Investitionsflüsse sind im bisherigen Jahresverlauf sogar positiv. Jedoch verzeichnen Schwellenländer in letzter Zeit bemerkenswerte Abflüsse von kurzfristigen oder Kleinanlegern. Es ist nicht unser Basisszenario, aber es besteht die Gefahr, dass dies zu einem Teufelskreis wird, wenn Kapitalabflüsse zu grundlegenderen Problemen führen, wie in Argentinien.

Seite drei: Wie gefährlich sind anziehende Zinsen?

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