Warum auf Rezessionsindikatoren kein Verlass ist

Wer seine Strategie an Rezessionsindikatoren ausrichtet, verzichtet häufig auf Rendite. Welche Indikatoren sind die bekanntesten und wo liegen ihre Schwächen? Die Gefahren der Indikatoren für Anleger erklärt Jeroen Blokland, Robeco.

Jeroen Blokland ist Senior-Portfoliomanager bei Robeco Investment Solutions
Jeroen Blokland: „Rezessionen treten zum Glück nicht sehr häufig auf. Dies verringert auch die Aussagefähigkeit der Renditeentwicklung in der Vergangenheit.“

Wer sich von Rezessionsindikatoren leiten lässt, verpasst oft steigende Renditen. Marktphänomene wie ein inverser Verlauf von Renditekurven oder Höchststände am US-Aktienmarkt treten häufig kurz vor einer Konjunkturabschwächung auf.

Doch Aktien steigen unmittelbar vor einer Rezession häufig auf neue Rekordstände, lange nachdem andere Indikatoren, wie zum Beispiel invers verlaufende Renditekurven, die Rezession angekündigt haben.

Zinsstrukturkurve

Die Differenz zwischen der langfristigen und der kurzfristigen Rendite von US-Anleihen ist einer der besten Rezessionsindikatoren. Der Verlauf der Zinskurve hat alle sieben Rezessionen in den USA seit Dezember 1969 zuverlässig angekündigt.

Trotz inverser Zinskurve ist der S&P 500 jedoch gestiegen, mit Ausnahme des Jahres 1973. Tatsächlich stieg der S&P 500-Index im Durchschnitt weitere elf Monate lang an, bevor er seinen Höchststand erreichte. Anleger hätten auf einen beträchtlichen Ertrag verzichtet, wenn sie ihre Strategie an der Zinskurve ausgerichtet hätten.

Aktienbewertungen

Einige Anleger richten sich nach Aktienbewertungen. Sie glauben, dass die Bewertungen vor Rezessionen ein hohes Niveau erreichen, weil die meisten Konjunkturzyklen mit Blasen enden würden. Zwar ist das tatsächlich so, aber das impliziert nicht zwangsläufig hohe Bewertungen. Bisher waren die Kurs-Gewinne-Verhältnisse vor einer Rezession oft unterhalb des langfristigen Durchschnitts.

Seite zwei: Warum es keine zuverlässigen Indikatoren gibt

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