Zinslast mit Grusel-Faktor: Weniger Zombie-Unternehmen im Osten!

Pünktlich zu Halloween: Creditsafe ermittelt, wie gruselig es um Deutschlands Zombie-Unternehmen steht. Die weltweit meistgenutzte Wirtschaftsauskunftei betrachtete über 800.000 Firmen im nationalen Vergleich und orientiert sich an der Definition von Adalet McGowan.

Als „Zombies“ werden demnach jene Unternehmen bezeichnet, die seit mindestens zehn Jahren bestehen und in drei Folgejahren ihre Zinslast für Fremdkapital nicht mit ihrem Gewinn abdecken können. Eigentlich können sie somit nicht am Markt bestehen, werden jedoch durch Kredite künstlich am Leben gehalten. Die Erkenntnisse von Creditsafe zeigen: deutschlandweite Zombie-Quote von 0,28 Prozent, die meisten Zombies stammen aus NRW, das Baugewerbe ist (fast) sorgenfrei, mit der Größe des Unternehmens steigt auch die Zombie-Gefahr und im Osten des Landes gibt es etwas weniger Grund zum Gruseln.

Zombies nähren sich vom allgemein niedrigen Zinsniveau

Die aktuelle Niedrigzins-Politik gilt als Nährboden für das Bestehen von Zombiefirmen. Eine organische Marktbereinigung wird somit ausgebremst. Für die Stabilität der Wirtschaft sind die „untoten“ Unternehmen gefährlich, weiß Markus Damer, Head of Finance bei Creditsafe: „In den nächsten Jahren ist mit einer Anhebung des Leitzinses zu rechnen. Daher droht eine Pleitewelle von Unternehmen, die bis dahin nur durch Kredite künstlich am Leben gehalten werden.“ Die kürzlich beantragte Insolvenz vom Urlaubsriesen Thomas Cook wird dabei von einigen Experten bereits als ein Vorbote einer drohenden Pleitewelle von Zombiefirmen gedeutet.

Nationaler Vergleich: Meiste Zombies in NRW – Quoten-„Sieger“ Bremen

Ein Fünftel aller deutschen Zombie-Unternehmen stammt aus Nordrhein-Westfalen (21 Prozent). In Relation zur Anzahl der Unternehmen ist jedoch eine Hansestadt zweifelhafter Spitzenreiter, denn der Anteil an Zombies ist in Bremen mit 0,88 Prozent am höchsten. Es folgen die Bundesländer Saarland (0,40 Prozent), Thüringen (0,36 Prozent) und Hessen (0,35 Prozent). In Berlin (0,21 Prozent), Brandenburg (0,20 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (0,19 Prozent) ist die Gefahr, auf einen Zombie zu treffen, am geringsten.

Unterdurchschnittlich gruselige Zombie-Quote: Osten sicherer als Westen!

Im geografischen Osten der Republik bzw. den neuen Bundesländern einschließlich Berlin liegt die Zombie-Quote bei 0,25 Prozent und ist damit unterhalb des bundesweiten Durchschnitts. Die meisten ostdeutschen Unternehmen, die mit der Zinslast zu kämpfen haben, finden sich in Berlin (28 Prozent) und Sachsen (24 Prozent) wieder. In den alten Bundesländern hingegen liegt die Zombie-Quote im nationalen Durchschnitt bei 0,28 Prozent. Die Mehrheit an Zombie-Unternehmen ist in NRW (29 Prozent), Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 17 Prozent) vorzufinden.

Baugewerbe fast zombiefrei – Verarbeitendes Gewerbe bedroht

Während sich die meisten Unternehmen, die ihre Zinslast für Fremdkapital nicht mit dem erzielten Gewinn abdecken können, im Verarbeitenden Gewerbe wiederfinden (12,24 Prozent), ist das Baugewerbe fast Zombie-frei (0,09 Prozent). Den höchsten Anteil an Zombie-Unternehmen weisen das Gesundheits- und Sozialwesen (1,01 Prozent), die öffentliche Verwaltung (0,95 Prozent) sowie Verkehr und Logistik (0,6 Prozent) auf.

Mit der Größe wächst auch das Risiko – auch Zombie-Quote steigt mit den Jahren

Wie außerdem aus den Untersuchungen von Creditsafe hervorgeht, besteht vor allem bei großen Unternehmen eine Zombie-Gefahr. Die Quote ist hier mit 7,48 Prozent am höchsten. Auch der Mittelstand weist mit 5 Prozent eine vergleichsweise hohe Quote auf. Nach der Größe absteigend geraten Kleinstunternehmen mit einer Zombie-Quote von 0,07 Prozent am seltensten in die Zinsfalle. Eine weitere Erkenntnis: Je älter das Unternehmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen „Untoten“ handelt. Bei den Unternehmen, die 10 bis 25 Jahre am Markt sind, liegt die Zombie-Quote bei 0,33 Prozent und ist damit am niedrigsten.

Auch bei 26- bis 50-jährigen Unternehmen liegt dieser Wert bei vergleichsweise geringen 0,44 Prozent. Mit dem Alter steigt die Zombie-Quote auf knapp ein Prozent (51-100 Jahre: 0,98 Prozent; 101-150 Jahre: 1,17 Prozent; über 150 Jahre: 1 Prozent). Die Schuldenlast der Firmen fließt auch in der Bonitätsbewertung durch Wirtschaftsauskunfteien ein. Zombies haben dementsprechend eine geringe Bonität. Unternehmen sollten sich daher über die jeweiligen „Scores“ der Geschäftspartner informieren, damit sie sich am Ende nicht in einem wahrgewordenen Halloween-Szenario wiederfinden.

Foto: Shutterstock

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