Warum Investoren optimistisch auf 2020 blicken sollten

Weltweit lasse das Wachstum nach. Gründe dafür seien unter anderem der Handelskrieg zwischen den USA und China, die politischen Turbulenzen in Europa und die gewalttätigen Proteste in Hongkong. Seit der globalen Finanzkrise 2008 / 2009 sei die Unsicherheit nicht mehr so groß gewesen, meinen die Experten der Capital Group, die dennoch Gründe sehen, warum Investoren durchaus optimistisch für das Jahr 2020 sein dürften.

Zinssenkung wirken erst ab Mitte 2020

Zum einen könne sich eine Einigung, ob nun im Handelsstreit, in Teilbereichen dessen oder hinsichtlich des Brexits, positiv im Jahr 2020 auswirken. „Bis dahin kann sich ein langfristiger Ansatz lohnen, bei dem sich die Investoren nicht zu sehr von den täglichen Schlagzeilen irritieren lassen“, sagt Jonathan Knowles, Portfoliomanager bei Capital Group. Zudem haben viele Notenbanken aufgrund der steigenden Zölle und des nachlassenden Weltwirtschaftswachstums die Zinsen massiv gesenkt. „Zinssenkungen wirken nicht sofort“, so Darrell Spence, Volkswirt bei Capital Group. „Die Notenbankmaßnahmen aus dem Jahr 2019 dürften jedoch in der ersten Hälfte 2020 wirken.“ Ob das reiche, um die Belastungsfaktoren für die Weltwirtschaft auszugleichen, bleibe allerdings abzuwarten. Zudem gehen die Experten davon aus, dass die Leitzinsen auch im Jahr 2020 nicht erhöht würden. Die entscheidende Frage sei vielmehr, wie stark die Zinsen noch fallen könnten.

Rezession eher unwahrscheinlich

„Eine lockere Geldpolitik im neuen Jahr dürfte dem Wirtschaftswachstum und den Aktienkursen nützen. Das bedeutet nicht, dass alles rosarot ist, doch wird eine Rezession in den USA oder weltweit 2020 unwahrscheinlicher“, so Spence. Eine mögliche Rezession im Jahr 2020 hänge zu großen Teilen vom Konsum ab. Die Industriekonjunktur habe in wichtigen Ländern nachgelassen, sodass die Unternehmen mit Investitionen zögerten. „In den USA haben wir es mit einer zweigeteilten Wirtschaft zu tun. Die Industrie war schwach, der Konsum stark. Solange es dabei bleibt, rechne ich 2020 nicht mit einer Rezession,“ sagt Spence.

Firmen mit Preismacht können wachsen

„Die ganze Welt ist zurzeit in Unruhe, und wir müssen damit leben“, sagt Knowles. „Die Zeiten werden immer turbulenter – politisch, wirtschaftlich und sozial. Als Investoren müssen wir Unternehmen finden, die unabhängig von der Konjunktur erfolgreich sind.“ Beispiele hierfür seien im Halbleitersektor zu finden. In der Branche, die früher aus einigen Dutzend Unternehmen bestand, hätte eine Konsolidierung stattgefunden. Heute seien nur noch wenige der Halbleiterhersteller verblieben – so beispielsweise Taiwan Semiconductor und Intel, deren Entwicklung heute wesentlich stabiler sei.

„Der Bedarf an solchen Chips dürfte wachsen“, sagt Steven Watson, Aktienportfoliomanager bei Capital Group. „Dank der besseren Preisdisziplin in der Branche sind die Preise in letzter Zeit nicht mehr eingebrochen, wenn die Nachfrage abnahm. Bei historisch niedrigen Zinsen kann diese Preismacht sogar noch wichtiger sein.“ Aber auch andere Branchen können nach Einschätzung des Experten von einer wachsenden Preismacht profitieren: Etwa Marktführer in der Sportbekleidung wie Nike und Adidas oder Online-Einzelhändler wie Amazon und Alibaba. „Solche Firmen können für Wachstum in Portfolios sorgen.“

Foto: Shutterstock

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