Wie es mit China in 2020 weitergeht

Nikko Asset Management rechnet für das Reich der Mitte in diesem Jahr mit einer zweigeteilten Entwicklung. Die Gründe dafür nennt das Asia Fixed Income Team.

Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte sich 2020 weiter verlangsamen und zwischen 5,8 und 6,2 % liegen. Die Auswirkungen des Handelskonfliktes sind dabei immer noch spürbar. Die bereits ergriffenen Lockerungsmaßnahmen, sowohl bei der Geldpolitik als auch bei den Staatsausgaben, verlangsamen den Rückgang immerhin. Während steigende Lebensmittelpreise den Verbraucherpreisindex im ersten Quartal 2020 über 4 % steigen lassen dürften, bleibt der Erzeugerpreisindex im deflationären Terrain. Der BIP-Deflator wird wahrscheinlich nicht signifikant ansteigen. Die Inflation dürfte daher kein anhaltendes Problem sein. Auch das Kreditwachstum hat sich im zweiten Halbjahr 2019 verbessert und dürfte sich 2020 weiter erholen.

Chinas Wirtschaft kommt derweil immer weiter ins Gleichgewicht: Konsum und Dienstleistungen tragen mehr zum Wachstum bei als Anlageinvestitionen und Schwerindustrie. Die Anlageinvestitionen dürften im Bereich von 5–5,5 % stabil wachsen. Infrastrukturprojekte werden heute schneller genehmigt und die Projektfinanzierung ist einfacher geworden. Beides dürfte das Wachstum der Infrastrukturinvestitionen auch 2020 unterstützen. Das Wachstum der Immobilieninvestitionen sollte sich von hohem Niveau aus verlangsamen, da der Staat wachsam gegenüber Immobilienspekulationen bleibt.

Im verarbeitenden Gewerbe dürfte sich das Investitionswachstum vom niedrigen Niveau 2019 erholen. Selbst ohne ein umfassendes Handelsabkommen könnte die Wiederauffüllung der im Jahr 2019 gesunkenen Lagerbestände diesen Investitionen einen Schub verleihen. Investitionen in Produktionsverbesserungen im verarbeitenden Gewerbe werden ebenfalls davon profitieren, dass China an der Wertschöpfungskette emporklettert.

Für die Regierung wird die Fiskalpolitik das Instrument der Wahl bleiben; die Geldpolitik spielt eine ergänzende Rolle. Die chinesische Notenbank setzt weiterhin primär bei Krediterleichterungen an, anstatt auf eine groß angelegte Lockerung zu bauen. Dies dürfte die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verbessern. Steuer- und Gebührensenkungen sollten überdies die Gewinne von kleineren und mittleren Unternehmen beflügeln.

2020 wird wahrscheinlich eine zweiteilige Geschichte für China: Das Wachstum verbessert sich im ersten Halbjahr und mäßigt sich im zweiten. Angesichts der hohen Verschuldung dürfte die hohe Kreditaufnahme der Wirtschaft keinen Bestand haben. Darüber hinaus sind viele Unternehmen eher kurzfristig finanziert. Sollten die Kreditzinsen zu schnell steigen, stehen sie unter Refinanzierungsdruck, was das Wachstum begrenzen wird.

Die Aufnahme in die verschiedenen globalen Anleihen-Indizes dürfte chinesische Anleihen unterstützen. Zudem liegt der Wechselkurs des Renminbi gegenüber vielen Währungen auf niedrigem Niveau. Sollten die Handelsgespräche weiter in eine positive Richtung gehen, könnte der US-Dollar (USD)/Chinesischer Yuan (CNY) unter die Marke von 6,90 gedrückt werden. Scheitern die Gespräche und werden Zölle wiedereingeführt, könnte der Wechselkurs dagegen neue Höchststände testen.

Foto: Shutterstock

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