Höhenangst an der Börse: Was Anleger jetzt wissen müssen

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Jörg Wiechmann, IAC

Immer wieder neue Höchststände. Auch im April ging die Rallye der Aktien-Indizes Dax und Dow Jones weiter. Warum dennoch kaum Jubelstimmung unter Börsianern herrscht, erklärt Jörg Wiechmann – der Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC) gibt einen Einblick in Börsenpsychologie.

Die einen haben ihre Aktien beim Corona-Crash verkauft. Nun schauen sie den steigenden Kursen hinterher und warten auf die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Die anderen haben ihre Aktien noch und müssten sich freuen. Doch sie plage die Höhenangst, sagt Wiechmann: Könnten die Gewinne bei einer Kurskorrektur verloren gehen?

Keine Glaskugel

Eine Glaskugel gebe es auch im IAC trotz jahrzehntelanger Börsenerfahrung nicht, sagt der Geschäftsführer. Aber die Börse mache selten das, was die Mehrheit der Anleger erwarte, denn: „Die Anleger selbst verursachen ja die kurzfristigen Kursschwankungen.“ Erwarten die meisten steigende Kurse, haben sie bereits Aktien – also kaufen zu wenige, um die Kurse wirklich in die Höhe zu treiben.

Keine Käufe aufgrund von Höhenangst

Die aktuelle Lage analysiert Wiechmann so: „Sollte die Börse tatsächlich fallen, stehen schnell zahlreiche Käufer bereit.“ Denn viele Anleger hielten sich aus Höhenangst mit Käufen zurück, andere warteten auf die Korrektur.

„Das stützt die Kurse und begrenzt das Korrektur-Potenzial.“ Komme diese nicht, würden viele Anleger ihre Bedenken früher oder später über Bord werfen – und das befeuere die Rallye weiter. An der Wall Street heiße dieses Phänomen „Wall of Worry“: Entlang der „Wand der Sorgen“ steigen die Kurse, so lange die Sorgen vor einer Korrektur überwiegen.

So könnten Anleger mit Höhenangst aktuell auf dem falschen Fuß erwischt werden, sagt Wiechmann. Doch langfristig führe der Weg für die Kurse ohnehin nach oben, das Warten auf eine Korrektur sei immer eine Wette gegen die Zeit. „Und eine solche Spekulation ist um ein Vielfaches gefährlicher als das aktuell erreichte Kursniveau.“

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