Wie wirkt Jackson Hole auf den Goldpreis?

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Nachdem die neuseeländische Zentralbank in der vergangenen Woche ihre Zinserhöhung als Reaktion auf die Delta-Welle verschoben hat, werden die Kommentare der US-Notenbank Fed, dass sie die Beendigung der quantitativen Lockerung der Geldpolitik hinauszögern will, zu einem wichtigen Faktor für den Goldpreis.

Das gegenwärtige Treffen in Jackson Hole dürfte die Verwirrung unter den Zentralbanken bestätigen: Die Inflation hat den höchsten Stand seit Jahrzehnten erreicht, und zugleich ist es notwendig, die Zinssätze und die Kosten für langfristige Kredite weiter zu senken, um den derzeitigen Wirtschaftsaufschwung zu schützen. Das wird wahrscheinlich zu mehr Volatilität beim Goldpreis führen – aber je stärker die Renditen für Cash und kurzfristige Anlagen dem Inflationstempo hinterherhinken, je schneller also der reale Wert des Geldes schneller sinkt, desto attraktiver wird das Edelmetall als Fluchtmöglichkeit.

Der Blick aufs große Ganze

Während die Schmucknachfrage der asiatischen Haushalte in der Regel die bei Weitem größte Form der Goldnachfrage darstellt, sind es jedoch die großen Zu- und Abflüsse auf dem Großhandelsmarkt für große Barren, die den Goldpreis nach oben oder unten treiben. Im vergangenen Jahr erreichten die Preise neue Höchststände, als die ersten Covid-Lockdowns und die geldpolitischen Anreize dafür sorgten, dass die rekordhohen Goldinvestitionen den Einbruch der Nachfrage der privaten Haushalte aufhoben.

Die Rekordzuflüsse bei den Goldinvestitionen im Jahr 2020 waren immer schwer zu übertreffen, und da die Covid-Krise nun zumindest etwas nachlässt, belasten auch die Erwartungen, dass die US-Notenbank einen Rückzug aus dem Quantitative Easing (QE) und der Nullzinspolitik einleiten wird, die Preise. Das liegt daran, dass Gold empfindlich auf Zinserwartungen reagiert, vor allem unter Berücksichtigung der Inflation. Die Tatsache, dass der Goldpreis trotz der höchsten US- Inflationsrate seit drei Jahrzehnten nicht durch die Decke schießt, birgt die eindeutige Gefahr einer Ernüchterung unter den Anlegern.

Bislang hat jedoch der Wechsel von der Lockerung der Geldpolitik hin zum Tapering und sogar zur Diskussion über eine Zinserhöhung nicht zu einer Flucht der Investoren geführt. So sind beispielsweise die börsengehandelten Goldfonds gegenüber den Rekordbeständen vom Oktober letzten Jahres weltweit um weniger als 10 Prozent geschrumpft. Die heutigen Rekordhochs an den Aktienmärkten machen die Argumente für Gold als langfristige Risikoabsicherung nicht zunichte. Im Gegenteil, sie scheinen die Attraktivität von Gold als Anlageversicherung bei Vermögensverwaltern und Privatpersonen gleichermaßen zu verstärken.

Die große Überraschung für Gold im Jahr 2021 ist die Rückkehr der starken Käufe durch die Zentralbanken. Nachdem sie den Markt in den Jahren 2018 und 2019 mit den höchsten Käufen seit einem halben Jahrhundert vor der schwachen Nachfrage des Privatsektors gerettet hatten, wurde es während der Covid-Krise im vergangenen Jahr verständlicherweise still um die Notenbanker, wobei sich vor allem die Banken der Schwellenländer darauf konzentrierten, ihre Dollarbestände zu erhalten, anstatt sie zu diversifizieren.

Aufgrund der Pandemie wurde allgemein erwartet, dass die Nachfrage der Zentralbanken in diesem Jahr erneut schwach ausfallen würde. Doch in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Zentralbankkäufe. Dieser Anteil lag bisher bei über 18,1 Prozent und damit fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt des letzten halben Jahrzehnts (10,8 Prozent).

Autor ist Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault.

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