Gold: Neue Allzeithöchststände 2024 in Sicht

Goldbarren
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Die Krisen weltweit häufen sich. Nun kommt wohl auch noch eine Rezession hinzu. In solchen Zeiten war Gold in früheren Zeiten oft der Rettungsanker. Und diesmal?

Die Weltwirtschaft befindet sich weiterhin in einer sehr komplexen Lage. Die Inflationsraten liegen auf einem historisch hohen Niveau und sind weiterhin steigend bzw. liegen über den Erwartungen der Analysten. Die Konjunktur schwächt sich währenddessen zunehmend ab. Erste Rezessions-Indikatoren blinken rot und machen eine Rezession in den bevorstehenden Herbst / Winter-Quartalen wahrscheinlich. Insbesondere in Europa werden die explodierenden Energiekosten das Konsum-Klima und die Unternehmensgewinne in den nächsten Monaten belasten. 

Zentralbanken werden Spagat kaum schaffen

Grundsätzlich deuten die volkswirtschaftlichen Frühindikatoren eine wirtschaftliche Kontraktion an. Der Atlanta Fed GDP Now Index ist eine Echtzeit-Indikation für die konjunkturelle Verfassung der USA. Dieser Indikator prognostiziert derzeit ein wirtschaftliches Wachstum in Höhe von 0,3 Prozent für das dritte Quartal. Ein schwacher Wert nach zwei aufeinanderfolgenden negativen Quartalen. In diesem Umfeld müssen die Zentralbanken das Wagnis eingehen, die Geldpolitik restriktiver zu gestalten, mit der Hoffnung, die Inflationsraten zu senken, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Die Historie zeigt allerdings, dass ihnen dieser Spagat kaum gelingen wird. In den 1970er und 80er Jahren standen sie vor einem ähnlichen Dilemma. Die Konsequenz des geldpolitischen Straffungs-Kurses war eine Rezession.

Gold als warmes Kopfkissen in unsicheren Zeiten?

In Phasen der Unsicherheit und Ungewissheit stellt Gold für zahlreiche Investoren das warme Kopfkissen dar. Das Edelmetall konnte in Euro denominiert in diesem Jahr 5,5 Prozent an Wert hinzugewinnen – das entspricht in etwa dem Inflationsausgleich der ersten neun Monate in Deutschland. Zu Beginn des Ukraine-Krieges lag Gold ca. zweihundert Euro bzw. 450 US-Dollar je Unze höher als zuletzt. Diese Phase war durch eine extreme Ungewissheit geprägt, vergleichbar mit den ersten Wochen der Covid-19 Pandemie und während der Finanzkrise. 
Gold befindet sich seit den mit Beginn des Ukraine-Krieges ausgeprägten Höchstständen in einer Konsolidierungsphase. Der Kapitalmarkt hat die Auswirkungen des Ukraine-Krieges mittlerweile eingepreist, und einige Investoren haben den „sicheren Hafen“ Gold trotz historisch hoher Inflationsraten seit April wieder verlassen. Der starke US-Dollar und die vertikal angestiegenen Renditen haben das Edelmetall seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine unter Druck gesetzt. 

Ausblick auf 2024

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Gold eine durchwachsene Historie als Inflationsschutz aufweist. Das Edelmetall spielt seine Stärke vielmehr während Rezessionen, Finanzmarkt-Instabilität und geopolitischen Krisen aus. Ich gehe mit Blick auf das Jahr 2023 und das erste Halbjahr 2024 von einer Rezession aus und rechne mit neuen Allzeit-Höchstständen bei Gold, die in etwa bei 2.500 US-Dollar je Unze liegen dürften. Gleichwohl besteht ein Risiko, dass Gold zunächst seine langfristige Unterstützung im Bereich von 1.450 US-Dollar je Unze testen könnte.

Autor David Wehner ist Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG.

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