Dividenden: ein Blick in die Schatztruhe

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Dividenden genießen bei Investoren einen hohen Stellenwert und stellen einen wesentlichen Bestandteil der Investmentstrategie vieler Anleger dar. Nach Kürzungen und Streichungen im Pandemiejahr 2020, könnten die Unternehmen 2022 neue Höchststände bei den Dividendensummen erreichen – trotz zusätzlicher Belastung durch den Urainekrieg. Zu diesem Schluss kommt Thomas Meier, Portfoliomanager des MainFirst Global Dividend Stars & MainFirst Euro Value Stars.

Der Dividendenanteil an der Gesamtrendite in Europa wird langfristig anwachsen – auf bis zu 60 Prozent. Das ist das Resultat einer Studie der UBS Bank. „Außerdem bieten Ausschüttungen den Investoren in Zeiten von strukturellen Niedrigzinsen einen attraktiven Zahlungsstrom”, so Meier. „Aber natürlich existiert die Freude der Dividende nur, solange sie auch ausgeschüttet wird.“ Der Schmerz über gestrichene bzw. gekürzte Dividenden im Coronajahr 2020 sitze demnach noch tief.

Wie verhalten sich Dividendenausschüttungen in Krisenzeiten?

„Betrachten wir zunächst den Ausbruch der globalen Finanzkrise ab 2008“, meint Meier. In diesem Jahr hätten die Index-Titel aus dem europäischen STOXX 600 Dividenden in Höhe von 246 Milliarden Euro ausgeschüttet. Im Folgejahr 2009 sei der Betrag auf 194 Milliarden Euro gefallen. „Das entspricht einer Kürzung der Dividendensumme von über 20 Prozent. Nachfolgend hat es insgesamt fünf Jahre gedauert, bis neue Dividendenhöchststände erreicht wurden.“

Die Erholungsdauer von fünf Jahren hänge mit mehreren Aspekten zusammen. Banken und Rohstofftitel, sowie Energiewerte, die einen hohen Anteil an den Ausschüttungen ausmachten, hätten lange Zeit zum Bereinigen ihrer Bilanzen benötigt bzw. am Rückgang der Weltmarktpreise gelitten. 

„Die Dividendensummen, die in Folge der Pandemie gekürzt wurden, haben eine deutliche schnellere Erholung erlebt“, analysiert Meier. Im „Annus Horribilis“ 2020 seien Dividenden in Höhe von 257 Milliarden Euro ausgeschüttet worden, dies entspreche einem Minus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Wir erwarten jedoch bereits neue Dividenden-Rekordsummen für das Jahr 2022, nur zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie”, resümiert der Experte. Die Erholung sei also deutlich schneller erfolgt als zur vergangenen globalen Krise im Jahr 2008. Der Grund dafür liege an mehreren Faktoren.

Zunächst seien die Rahmenbedingungen auf makroökonomischer und monetärer Ebene anders gewesen: Die Hilfsmaßnahmen der einzelnen Nationen, über alle Wirtschaftszweige hinweg, hätten einen erheblichen Anteil zur Erholung beigetragen, insbesondere ihre Geschwindigkeit und das Ausmaß. „Vorteilhafte Unternehmenskredite sowie Kurzarbeit bzw. Homeoffice hatten einen ebenso großen Einfluss”, so Meier. „Auf der Unternehmensebene beobachten wir primär durch die Verwerfungen bei den Lieferketten und die ungebrochen hohe Nachfrage von Konsumenten einen Inflationsdruck, den wir in Europa seit über 30 Jahren nicht erlebt haben.“ 

Die Teuerungsrate gefährde die Profitabilität der Unternehmen, aber diese hätten mittels dynamischer Kostenanpassungen sowie Preiserhöhungen bereits gegengesteuert. „Der Ukrainekrieg sorgt derzeit für eine unkalkulierbare Unbekannte. Dennoch sind wir für die europäischen Unternehmen weiterhin konstruktiv. Trotz der inflationären Gegenwinde befindet sich deren Profitabilität auf einem relativ hohen Niveau. Auf Basis dieser Erwartungen sind die Unternehmen imstande, neue Höchststände bei den Dividendensummen zu erreichen“, fasst der Experte zusammen. „Dividendenjäger sollten somit nicht die Chance auf attraktive Ausschüttungen verpassen.“

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