Inflation fällt, Trendwende kommt aber erst Ende 2022

Foto: Union Investment
Dr. Jörg Zeuner, Union Investment

Die Preissteigerungen in Deutschland setzten sich im Juni weniger stark fort als im Mai. Die Inflation betrug laut statistischem Bundesamt 7,6 Prozent im Juni nach 7,9 Prozent im Vormonat. Für das Ausrufen einer Trendwende ist es aber noch zu früh. Ein Kommentar von Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment.

Die preisdämpfende Wirkung des Spritpreisrabatts und des 9-Euro-Tickets überkompensierte die Preissteigerungen in anderen Bereichen. Beide Maßnahmen laufen allerdings nur bis August und werden eine preistreibende Wirkung im September haben. Wer somit auf einen anhaltenden Rückgang der Teuerung in den nächsten Monat hofft, dürfte enttäuscht werden. Vielmehr ist bis Spätsommer mit einem weiteren Anstieg der Inflation zu rechnen. Die Teuerung der Produzentenpreise wird sich noch weiter in den Konsumentenpreisen niederschlagen. Außerdem werden die Preissteigerungen im Energiebereich und bei Lebensmitteln immer stärker auf andere Güter und Dienstleistungen umgelegt. 

Erst im Schlussquartal dieses Jahres sollte die Situation beginnen, sich allmählich zu entspannen. Bis die Teuerung deutlich nachlässt, müssen wir jedoch bis zum Jahr 2023 warten. Dann sollten sich Angebot und Nachfrage besser ausbalancieren, da die Angebotsengpässe weiter nachlassen und der post-pandemische Konsumschub an Fahrt verlieren wird. 

Klar ist aber auch: In den 2020er Jahren ist insgesamt mit einer höheren Teuerung zu rechnen als in der vergangenen Dekade. Das liegt unter anderem daran, dass heutzutage nicht mehr die effizienteste Produktion im Vordergrund steht, sondern strategische Ziele wie eine widerstandsfähigere Wirtschaft.

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