Von Inflation zu Rezession: Anleihemärkte werden interessanter

Norbert Frey
Foto: Fürst Fugger Privatbank

„Eine allmählich sinkende Inflation gepaart mit nachlassendem Wachstum macht die Anleihenmärkte für Anleger interessant“, sagt Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank

Das Jahr 2022 wird Anlegern nicht nur wegen der sprunghaft gestiegenen Inflation in Erinnerung bleiben. Die Reaktion der Notenbanken schickte die Aktienmärkte auf Talfahrt und sorgte gleichzeitig an den Rentenmärkten für einen in den letzten Jahrzehnten unvorstellbaren Ausverkauf. Die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen stiegen in der Spitze auf 3,94 % – von 1,5 % noch zu Beginn des Jahres.

Ein ähnliches Bild zeigt sich an den Staatsanleihenmärkten der anderen Industrieländer. Die Notenbanken hätten spät reagiert und kämpften nun mit drastischen Zinsschritten gegen die Inflation – nicht nur in der Eurozone, so Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank: „In Großbritannien liegt die Inflation aktuell schon bei 10 % und ein Ende scheint nicht in Sicht. Die Renditen 10-jähriger britischer Staatsanleihen sind bereits auf 4,5 % gestiegen, so hoch wie zuletzt 2011.“

Weiter steigende Preise und die Reaktionen der Zentralbanken ließen die Märkte zunehmend von einer weltweiten Rezession ausgehen. Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten rentierten in diesem Umfeld höher als die mit längeren Laufzeiten. Für Norbert Frey ließen sich daraus zwei Dinge ableiten: „Der Zinsstraffungszyklus ist noch nicht am Ende.“ Und auch aus der steigenden Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA ergebe sich Handlungsdruck: „Vielleicht hat die Fed den Bogen überspannt. Es ist gut möglich, dass sie 2023 die Zinsen wieder senken muss, wenn sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen sollte.“ Sowohl in der Eurozone wie auch in Großbritannien scheine eine Rezession mittlerweile unausweichlich zu sein.

Für Norbert Frey dürfte die Inflation in den USA allmählich ihren Höhepunkt erreicht haben: „Die Lieferketten normalisieren sich und die Preise für wichtige Industriemetalle gehen zurück. Zusammen mit höheren Zinsen und einer restriktiveren Finanzpolitik könnte dies zwar das Wirtschaftswachstum abkühlen, aber auch die Preise spürbar fallen lassen.“ Hinzu kämen Basiseffekte, ergänzt Frey. „Es ist möglich, dass die Preissteigerung in den USA 2023 wieder unter 4 % fällt.“ Allerdings habe das Jahr 2022 bisher schon gezeigt, dass man vor Überraschungen nie gefeit sein könne. „Eine allmählich sinkende Inflation gepaart mit nachlassendem Wachstum macht die Anleihenmärkte für Anleger interessant“, rät Frey. Dabei sei es wichtig, sein Rentenengagement breit aufzustellen. Neben Staats- und Unternehmensanleihen gehörten dazu auch variabel verzinste Anleihen

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