Wie Bitcoin die 40.000 Dollar Marke knacken konnte

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Zum ersten Mal seit 19 Tagen hat Bitcoin die 40.000 Dollar-Marke wieder überschritten, eine Entwicklung, die mit zwei bemerkenswerten Ereignissen in Zusammenhang steht.

Zum ersten sollte sich der 9. Juni, wie schon von einigen vorausgeahnt, als historischer Tag für das Kryptoasset erweisen. Denn an diesem Tag stimmte das Parlament von El Salvador mit einer Mehrheit von 62 von 84 Abgeordneten für das sogenannte Bitcoin-Gesetz.[1] Damit wurde Bitcoin in El Salvador neben dem US-Dollar offiziell zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel. Zusätzlich plant das Land, Bitcoin-Mining-Anlagen in der Nähe von Vulkanen zu errichten und diese mittels geothermaler Energie emissionsfrei zu betreiben. Zum zweiten stellte Tesla-Chef Elon Musk klar, dass sein Unternehmen Zahlungen mit Bitcoin wieder akzeptieren würde, sobald mindestens 50 Prozent der Mining-Aktivitäten mit erneuerbarer Energie betrieben werden, und ein klarer Trend hin zur überwiegenden Nutzung dieser Energieform erkennbar wäre.[2]

Wie schon im Investorenschreiben von letzter Woche erläutert, wird es für die nächsten Wochen entscheidend sein, ein Auge darauf zu haben, ob sich Bitcoin über der Marke von 40.000 Dollar einpendelt, oder gar unter 30.000 Dollar gehandelt werden wird. Im zweiten Fall wäre eine Verschärfung des Verkaufsdrucks durch kurzfristige Investoren die Folge, wohingegen der erste Fall das Vertrauen in den Krypto-Markt wohl eher steigern dürfte.

Auch wenn Bitcoin aller Wahrscheinlichkeit nach sein erstes Quartal mit rückläufigem Kurs seit dem ersten Quartal 2020 erleben wird, und aktuell rund 4 Prozent unter dem gleitenden 200-Tage-Durchschnittswert von 42,300 Dollar gehandelt, geben diese Nachrichten Anlass zu einem Hauch von Zuversicht. Das zeigt auch ein Blick auf die Kennzahl Binary CDD (Coin Days Destroyed), die das durchschnittliche historische Volumen von Bitcoins, die von langfristigen Investoren verkauft wurden, mit dem aktuellen Volumen vergleicht, um die potentielle Verkaufsintensität zu messen. Der Wert beträgt entweder Eins oder Null. Andererseits wertet Binary CDD die Anzahl der Tage aus, die ein Investor brauchte, um seine Bitcoin-Position zu verkaufen. Die Kennzahl sagt also aus, wie viele Bitcoin an einem gegebenen Tag über eine Transaktion den Besitzer gewechselt haben.

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Wie wir auf dem untenstehenden Diagramm sehen können, haben langfristige Investoren Bitcoin gehortet und sogar angehäuft, denn der Binary CDD-Wert beweist, dass diese Investorenkohorte relativ wenig verkauft hat. Binary CDD hat mittlerweile sogar Niveaus erreicht, die seit Ende Oktober 2020 vor dem Beginn des Bullenlaufs 2020 nicht mehr gesehen wurden, ein Nachweis dafür, dass sich die Fundamentaldaten in den Augen der Investoren nicht geändert haben. Dazu passt auch das Statement des legendären Hedge-Fonds-Manager Paul Tudor Jones, der bis zu 2 Prozent seines Nettovermögens in Bitcoin investiert hat. Gegen über dem TV-Sender CNBC sagte er, dass er diese Position auf 5 Prozent erhöhen würde, um sein Vermögen langfristig zu erhalten.[3] Tatsächlich handelt es sich bei 54,1 Prozent aller Bitcoin-Investoren um langfristig orientierte Markteilnehmer, die vor über einem Jahr Bitcoin gekauft haben.

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In Anbetracht der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energie für Mining und der Adaption von Bitcoin durch Schwellenländer kann man Bitcoin also eine erfolgreiche Zukunft prognostizieren.

Schwellenländer sind auf eine höhere Internetverbreitung und geeignetes Lernmaterial angewiesen, um Bitcoin vollständig verstehen zu können. (aktuell haben zum Beispiel nur 58 Prozent der Salvadorianer Zugang zum Internet) Aber mit seiner Entscheidung ebnet El Salvador den Weg für viele andere Länder, Bitcoin als legales Wertaufbewahrungsmittel zu akzeptieren. Staaten, die diesem Schritt noch skeptisch gegenüberstehen, darunter Indien, könnten durch diesen Meilenstein der Krypto-Adaption bewegt werden, ihre Haltung zu ändern und Bitcoin als Anlageklasse in Betracht zu ziehen.[4] El Salvador zeigt der Welt auch, dass Bitcoin nicht nur digitales Gold ist: denn das Bitcoin-Netzwerk kann zugleich als zensurresistentes Zahlungssystem für gebührenfreie Überweisungen dienen, zum Beispiel mit der Anwendung Strike.[5] Das ist vor allem deshalb bedeutsam, da El Salvador für Überweisungen nach wie vor stark auf den US-Dollar angewiesen ist – und zwar im Wert von 6 Milliarden, was ungefähr 20 Prozent des BIP des Landes darstellt.[6]

Natürlich werden wir genau verfolgen, wie sich die nahe Zukunft entwickeln wird, aber bei 21Shares sind wir der Ansicht, dass die Menschheit erst an der Oberfläche der Krypto-Innovation gekratzt hat, und ihr volles Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Autor Eliézer Ndinga ist Research Associate bei 21Shares


[1] https://twitter.com/nayibbukele/status/1402507224916836352?s=27

[2] https://twitter.com/elonmusk/status/1404132183254523905?s=27
[3] https://www.cnbc.com/2021/06/14/tudor-jones-likes-bitcoin-calls-it-a-great-portfolio-diversifier-to-protect-his-wealth-over-time.html

[4] https://www.independent.co.uk/life-style/gadgets-and-tech/bitcoin-india-asset-class-cryptocurrency-b1863968.html

[5] https://strike.me/

[6] https://data.worldbank.org/indicator/BX.TRF.PWKR.DT.GD.ZS?end=2019&locations=SV&start=2019&view=bar

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