Celine Nadolny: Warum ich nicht in Kryptowährungen investiere

Celine Nadolny
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Mit dem Kryptowährungsboom geht Finanzbloggerin Celine Nadolny in ihrer Kolumne hart ins Gericht. Für Nadolny steht fest: Kryptowährungen haben nicht mehr als einen Unterhaltungswert.

Kryptowährungen haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit und Kontroversen auf sich gezogen. Für einige sind sie eine lukrative Investitionsmöglichkeit, während andere sie als überbewertete und spekulative Instrumente betrachten. Manche sprechen sich sogar offen gegen Kryptowährungen aus und schreiben ihnen keinen Nutzen zu. Seit Jahren schon mache ich keinen Hehl daraus, dass ich mich zur letzten Gruppe zähle und nichts von Kryptowährungen halte.

Auch die Blockchain-Technologie konnte mir bisher noch nicht einen einzigen sinnhaften Use-Case präsentieren, der nicht auf andere Art und Weise effizienter durchgeführt werden könnte. „Die Blockchain-Technologie ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem“, so Matthias Geissbühler. Kryptowährungen mögen zwar als Spekulation Unterhaltungswert haben, selbst investieren würde ich aber niemals. Denn schon Benjamin Graham lehrte mich den Unterschied zwischen Spekulation und Investition. „Kryptowährungen sind nichts wert, da sie auf nichts basieren. Es gibt keinen zugrundeliegenden Vermögenswert, der als Sicherheitsanker fungiert“, meint Christine Lagarde. Aber ihr kann natürlich als Präsidentin der Europäischen Zentralbank leicht Befangenheit vorgeworfen werden. Deshalb möchte ich noch ein paar weitere Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen und einige obskure Fakten zum Thema präsentieren.

20.000 Kryptowährungen stehen 180 realen Währungen entgegen

Weltweit gibt es gerade einmal rund 180 „reale“ Währungen, zeitgleich aber über 20.000 Kryptowährungen – Tendenz steigend. Dabei wird auf abenteuerlichste Art und Weise „Geld“ kreiert. Zum Beispiel mit dem Shiba Inu Coin, der von der Hunderasse inspiriert und von einem Gründer mit dem Pseudonym Ryoshi aufgelegt wurde. In der Spitze erreichte der Coin eine Marktkapitalisierung von über 35 Mrd. USD. Inzwischen ist er um rund 80 Prozent gefallen. Der Token Omicron verzehnfachte innerhalb von drei Tagen seinen Kurs auf 655 USD, kurz nachdem die gleichnamige Variante des Coronavirus von 10 Cash. 7/2023 der Weltgesundheitsorganisation WHO als besorgniserregend eingestuft wurde. Mittlerweile ist er nicht einmal mehr einen Cent wert.

Irrationaler Markt

Diese Beispiele sind bezeichnend für die Irrationalität des Kryptomarktes. In den USA hat eine Gruppe fachkundiger und unabhängiger Informatiker einen offenen Brief an den Kongress verfasst. In diesem Schreiben wird die Blockchain-Technologie lächerlich gemacht. Zu den Mitverfassern gehören der Harvard-Dozent Bruce Schneier, der ehemalige Microsoft-Ingenieur Miguel de Icaza und Kelsey Hightower, der leitende Ingenieur bei Google Cloud: „Krypto-Vermögenswerte sind das Vehikel für unsolide, hochvolatile und spekulative Anlagestrategien, welche aktiv bei Kleinanlegern beworben werden, die möglicherweise nicht in der Lage sind, deren Natur und Risiken zu verstehen.“ Für die Verfasser ist die Krypto- und Blockchain-Technologie nutzlos. Warren Buffett hält Kryptowährungen für wertlos. Laut ihm besteht ein Unterschied zwischen produktiven Vermögenswerten wie Aktien und Dingen, die nur davon abhängen, dass „der nächste Typ mehr bezahlt als der letzte“. Im Gegensatz zu Kryptowährungen verkaufen Unternehmen Produkte und Dienstleistungen, Wohnungen erzielen Mieten und Farmen stellen Lebensmittel her. „Auch wenn man mir alle Bitcoins der Welt für 25 USD anbieten würde, würde ich dankend ablehnen“, sagt Buffett.

„Schlimmer als ein Schneeballsystem“

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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