Deutsche Wirtschaft setzt auf nordamerikanischen Markt

Die deutsche Wirtschaft bleibt optimistisch, das zeigt die Herbstausgabe des Deloitte CFO Survey. Die Befragung von 151 Finanzentscheidern deutscher Großunternehmen ergab: 54 Prozent beurteilen die Konjunkturaussichten der nächsten zwölf Monate positiv. Gleichzeitig bleibt die Bereitschaft für Investitionen und Neueinstellungen etwa auf demselben Niveau des Frühjahrs.

Die USA sind bei vielen deutschen Firmen ganz oben auf der Agenda als Handelspartner.

Dagegen wächst die Unsicherheit auf Unternehmensseite aufgrund internationaler Entwicklungen und Krisen. Die Hoffnungen ruhen auf Nordamerika: Deutsche Unternehmen orientieren sich verstärkt in Richtung USA und Kanada. Beide Länder klettern auf Platz eins der Regionen mit den größten Umsatzchancen für das nächste Jahr – zudem planen deutlich mehr Firmen Investitionen in Nordamerika. In der Fertigungsindustrie wollen die Firmen sogar stärker in den USA investieren als in Deutschland. Bereits in den ersten sechs Monaten wuchsen die USA zum größten Handelspartner der deutschen Wirtschaft und lösten damit nach über 50 Jahren Frankreich ab.

Parallel überholen die USA China als wichtigstes Ziel von Auslandsinvestitionen. „Nordamerika rückt aus zwei Gründen in den Fokus: Zum einen setzt sich dort die Reindustrialisierung fort, da Firmen wegen niedriger Energiekosten in die Fertigung investieren und so mehr deutsche Maschinen nachgefragt werden. Zum anderen hilft der schwache Euro deutschen Exporten in die USA“, sagt Rolf Epstein, Partner Finance Consulting bei Deloitte.

Von Ost nach West

Parallel zur Nordamerika-Orientierung verlieren die bisherigen Wachstumstreiber Deutschland und China an Bedeutung. Die Zuversicht auf höhere Umsätze nimmt um etwa die Hälfte ab: In der BRD erwarten 26 Prozent der CFOs mehr Wachstum (zuvor: 50%), in China 17 Prozent (zuvor: 33%). Trotz Nordamerika-Optimismus trübt das die Stimmung: Der Deloitte CFO Confidence Index fällt auf 22 Punkte (30 Punkte im Frühjahr 2015), bleibt aber im positiven Bereich.

Internationalisierte Risiken

Nicht allzu positiv beurteilen die CFOs die Einigung mit Griechenland. Mehr als 40 Prozent wähnen darin eine verschlechterte Situation, lediglich zehn Prozent sind optimistisch. Insgesamt sehen die Finanzentscheider die größten Risiken jedoch in globalen Entwicklungen. Fast die Hälfte fürchtet eine schwächere Auslandsnachfrage, wobei rund ein Drittel besonders die Flaute der Emerging Markets umtreibt. Geopolitische Fragen sind für 45 Prozent ein wichtiger Faktor, Währungsunsicherheiten für gut 40 Prozent.

Seite 2: Geringere Inlandsnachfrage gilt als bedrohlich

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