Kein Geld mehr für Firmen ohne Nachhaltigkeitsstrategie?

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Banken und andere Kreditgeber beeinflussen und fordern zunehmend die nachhaltige Entwicklung von Unternehmen. Investoren verlangen bereits heute aktiv Belege von Unternehmen sowie die Verfolgung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie, in den vergangenen zwölf Monaten mussten dies fast alle befragten Unternehmen nachweisen.

Knapp drei Viertel (74%) aller Banken und sonstigen Kreditgeber, Investoren und Versicherer halten die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens für einen wesentlichen Gradmesser der zukünftigen Ertragskraft eines Unternehmens. Das ist eines der Ergebnisse einer von der internationalen Wirtschaftskanzlei Addleshaw Goddard in Auftrag gegebenem Studie.

Nahezu zwei Drittel (65%) der Befragten aus der Finanzindustrie gaben an, dass sie Unternehmen bereits jetzt nach ESG- und Nachhaltigkeitskriterien bewerten. 84% der befragten Kreditgeber erklärten weiter, dass sie zukünftig keine Dienstleistungen mehr für Unternehmen erbringen werden, die keine klare Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. Zudem erklärten die Befragten aus der Finanzindustrie einstimmig, dass sie innerhalb der nächsten vier Jahre Unternehmen keine Finanzierungen mehr gewähren werden, wenn diese keine klare Übergangsstrategie zu mehr Nachhaltigkeit aufweisen können.

Banken und Kreditgeber sind die wirklichen Aktivisten für Nachhaltigkeit

“Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Banken und andere Kreditgeber die wirklichen Aktivisten für Nachhaltigkeit sind. Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein, dass ihre nachhaltige Ausrichtung einen immer größeren Einfluss auf ihre Finanzierungsmöglichkeiten und ihre Akzeptanz im Kapitalmarkt haben wird“, erläutert Nadine Bourgeois, Expertin im Bereich Banking & Finance und Partnerin bei Addleshaw Goddard in Deutschland.

„Einige Unternehmen werden bereits in sehr naher Zukunft keinen Zugang mehr zum Finanzmarkt haben und ihre Finanzierungsquellen werden innerhalb der nächsten vier Jahre vollständig versiegen. Um den zukünftigen Unternehmenserfolg sicherzustellen, müssen Unternehmen spätestens jetzt Nachhaltigkeit zu einem ihrer wichtigsten strategischen Ziele machen und ihr Handeln konsequent daran ausrichten“, so Bourgeois weiter.

Klimawandel größtes Einzelrisiko des 21. Jahrhunderts

High Level Climate Action Champion der britischen Regierung Nigel Topping sieht im Klimawandel das größte Einzelrisiko des 21. Jahrhunderts. „Unternehmen müssen einen Weg für sich finden, bestmöglich damit umzugehen. Die Studie zeigt, dass Unternehmen, die auf die Umstellung zu einer CO2-neutralen Wirtschaft ohne die Nutzung fossiler Energieträger vorbereitet sind, ihren Wettbewerbern weit voraus sind, Geschäftschancen besser nutzen und sich zu Marktführern in ihren Branchen entwickeln können“, führt Topping aus.

„Unternehmen, die dies erkannt haben und konsequent umsetzen, werden eine wesentlich bessere Position bei ihren Kunden und am Finanzmarkt haben, da eine nachhaltig CO2-neutrale Entwicklung sowie die Erreichung von Klimazielen verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit getreten ist und immer mehr Menschen auf nachhaltigen Konsum setzen“, ergänzt Nigel Topping.

Große Lücke zwischen Erwartung und Realität

Es besteht eine große Lücke zwischen den Erwartungshaltungen von Banken und Kreditgebern sowie den Entwicklungen in den Unternehmen, die es schnell zu schließen gilt. 86% der Banken und Kreditgeber halten die durch ein Unternehmen kommunizierte Nachhaltigkeitsstrategie für maßgeblich, um dem betreffenden Unternehmen zukünftig Dienstleistungen anbieten zu können, tatsächlich kommunizieren nur etwa 7% aller Unternehmen aktiv ihre Nachhaltigkeitsstrategie.

Für die Studie wurden im Jahr 2021 1.000 Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden befragt, 550 aus der Wirtschaft, 450 aus der Finanzwelt.

Alle befragten Organisationen generieren jeweils einen Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro.

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