Automatisierte Immobilienbewertung: Zukunftsmusik oder längst Realität?

Foto: McMakler
Felix Jahn, McMakler

Die digitale Transformation macht sich immer mehr in der Immobilienbranche bemerkbar. Nicht nur Rollkarteikarten sind von Maklerschreibtischen verschwunden, auch Immobilieninserate erscheinen zunehmend standardisiert. Zudem zieht Künstliche Intelligenz (KI) in eine Branche ein, die stark auf den persönlichen Beratungsaspekt und seit jeher auf klassische, analoge Geschäftsprozesse und -strukturen zurückgreift. Ein Gastbeitrag von Felix Jahn, CEO von McMakler.

Dies trifft insbesondere auf Customer Relations und Immobilienbewertungen zu. Während größere Maklerbüros bereits digitale Tools in ihre Arbeitsabläufe integrieren, bewerten viele traditionelle Makler Immobilien immer noch von Hand. Hier kommt die Frage auf, warum die Aufgabe des Bewertens nicht von KI übernommen wird. Immerhin handelt es sich dabei um eine Aufgabe, die auf Zahlen und Daten basiert. Dies wiederum wirft die Frage auf, ob KI verlässlich den Wert von Immobilien bestimmen kann. Unsere Meinung ist, dass KI dies kann.

Alle Erkenntnisse stecken in den Daten

Vorweg gilt festzuhalten, dass alle Erkenntnisse in den Daten stecken. Schließlich arbeiten sowohl menschliche Gutachter als auch KI mit Datensätzen, die sich aus einer Vielzahl von Datenpunkten zusammensetzen. Ohne Daten können weder die einen noch die anderen Immobilienwerte bestimmen.

Dabei spielt vor allem Erfahrung eine Rolle; je erfahrener, desto genauer das Ergebnis. Während Menschen im Laufe der Zeit Erfahrungen sammeln, kann KI das nicht. Jedenfalls nicht ohne bestimmte Funktionen. Machine Learning (ML) ist die Lösung dieses Problems. Sie ist das Gebiet der Künstlichen Intelligenz, das mit Hilfe von Lernbeispielen Muster lernt und anschließend in der Lage ist, das gewonnene Wissen auf neue, bisher unbekannte Objekte anzuwenden, um diese zu klassifizieren bzw. zu bewerten.

Schlussendlich gilt, dass sowohl der menschliche als auch der maschinelle Lernprozess erfahrene Immobilienbewerter hervorbringt – nur dass die KI von ein paar Millionen mehr Bewertungen gelernt hat. Dennoch benötigt KI anfängliche Unterstützung, besonders wenn es darum geht, Muster in Daten zu erkennen.

Immobilien in Großstädten leichter zu bewerten

Im Fall McMaklers brauchen wir eine große Menge an qualitativen Trainingsdaten. Insbesondere ist es dabei wichtig, in den lokalen Regionen genügend Trainingsbeispiele zu haben, um dort eine genaue Bewertung durchführen zu können. Deshalb ist es im Allgemeinen auch leichter Immobilien in einer Großstadt zu bewerten als Immobilien auf dem Land. Datenwissenschaftler und -ingenieure müssen während des Lernprozesses technische Features auswählen und designen, zusätzliche Informationsquellen einspielen, verschiedene Algorithmen vergleichen und schlussendlich die Leistung der KI bewerten.

Anders ausgedrückt: KI ist, ohne die Vorarbeit anderer, nicht dazu fähig ihre zukünftigen Aufgaben von selbst zu erlernen. Die Erfahrungen und Arbeit menschlicher Analysten und Gutachter, die die Daten aufbereitet haben, die für diesen Trainingsprozess verwendet werden, sind für eine gute KI absolut notwendig.

Außerdem gilt, dass es nur bei genügend Trainingsdaten möglich ist, komplexe Machine-Learning-Verfahren wie zum Beispiel Deep-Neural-Networks zu trainieren. Diese sind aber auch wesentlich besser in der Lage Detailinformationen zu berücksichtigen und dadurch genauer zu bewerten. KI für Immobilienbewertungen einzusetzen digitalisiert das Gutachterwesen nicht, sondern automatisiert es.

KI braucht menschlichen Antrieb

Ebenfalls muss bedacht werden, dass KI die Daten, die für eine stichhaltige Bewertung notwendig sind, nicht auf eigene Faust erheben und kategorisieren kann. Potenzielle Verkäufer versorgen uns mit wertvollen Informationen, wenn sie uns das erste Mal kontaktieren. Die mit diesen Daten erstellte Bewertung ist aber unvollständig und eher vorläufig, da wir nur eine begrenzte Anzahl an Details abfragen.

Wie bereits gesagt, sind Information und Daten die Schlüssel zu akkuraten Bewertungen. Ungeachtet, ob Mensch oder Maschine die Immobilienbewertung anfertigt, sind mehr Informationen notwendig. Das ist der Zeitpunkt, an dem menschliches Eingreifen notwendig ist und McMaklers Makler ins Spiel kommen. Unsere Makler kommen mit den potenziellen Käufern in Kontakt, entweder über ein Treffen vor Ort oder einem Videoanruf, bei welchem unsere Makler ihren Bildschirm mit dem Kunden teilen.

In beiden Fällen erfassen unsere Makler mithilfe der Eigentümer bis zu 300 individuelle Datenpunkte der Immobilie, die dann in einem Datenabgleich mit bis zu 15 Millionen Objekten einfließen und verglichen werden. Der Bewertungsprozess selbst dauert dann lediglich Sekunden, da unsere KI dazu imstande ist, verlässliche und genaue Ergebnisse in Rekordzeit zu liefern.

Muster in Rohdaten erkennen

Ohne die Fähigkeit, in den rohen Daten die zugrundeliegenden Muster zu erkennen, wird jeder, der den verfügbaren Datensatz analysiert, kaum in der Lage sein, belastbare Ergebnisse zu liefern. Was KI vom Menschen unterscheidet ist, dass KI in Rekordzeit Daten verarbeiten kann. In unserem Fall vertrauen wir unserer KI, dass sie verlässliche Immobilienbewertungen liefert, während die Aufgaben, bei denen menschlicher Einsatz von Vorteil ist, auch dem Menschen überlassen bleibt.

Wichtig bei der Einführung von KI in den Bewertungsprozess ist, dass wir einerseits genügend Material haben, um die KI richtig vorbereiten zu können, und andererseits die richtigen Algorithmen mit den richtigen Eigenschaften für diese anspruchsvolle Aufgabe verwenden. KI kann nicht selbst entscheiden, wie sie sich entwickelt. Schlussendlich braucht es Erfahrung, um Erkenntnisse aus rohen Daten zu gewinnen.

Aus diesem Grund haben wir bei McMakler ein Team mit erfahrenen und talentierten Datenwissenschaftlern, Analysten und Programmierern zusammengestellt. Deren Zusammenarbeit ist für die solide Qualität unserer Immobilienbewertungen von essenzieller Bedeutung.

Ihre Erfahrung im Umgang mit Daten und Datenanalyse ermöglicht es, der McMakler-KI die bestmöglichen Eigenschaften mit auf den Weg zu geben. Für die Immobilienbranche ist es einzigartig, speziell nur für diese Aufgabe ein Team zu beschäftigen. Mit mehr als 75 Mitarbeitern ist es jedenfalls das größte der gesamten Branche.

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