Courtage braucht Courage: VDVM verteidigt Provisionsmodell

Die Zahlen sind besser, als es die Stimmung vermuten lässt: 57 Prozent der Versicherungsmakler verbuchten laut VDVM-Mitgliederbefragung in den den ersten acht Monaten 2012 gestiegene Courtageeinnahmen (2011: 60 Prozent).

Weitere 30 Prozent der befragten Mitglieder des Verbands Deutscher Versicherungsmakler konnten ihr Einnahme-Niveau gegenüber dem Vorjahr konstant halten, 13 Prozent verbuchten einen Rückgang, teilte der VDVM im Rahmen eines Pressegesprächs in Hamburg mit. Zudem bezeichneten 48 Prozent der Teilnehmer ihre aktuelle Geschäftslage als gut – ein Plus von sechs Prozentpunkten im Vergleich zur Vorjahresbefragung, 46 Prozent nannten ihre Gewinnsituation befriedigend.

Verbandspräsident Peter Wesselhoeft (58, Foto), betonte allerdings, dass die Herausforderungen für die mehr als 600 im VDVM organisierten Makler-Unternehmen beträchtlich seien. So sei die reichlich vorhandene Liquidität im Markt und die damit verbundenen niedrigen Zinsen ein „verstärkender Faktor“ für Übernahmen und Zusammenschlüsse am deutschen Vermittlermarkt. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen seien von entsprechenden M&A-Aktivitäten betroffen, so Wesselhoeft. Dr. Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender VDVM-Vorstand, schätzte die Zahl der Zusammenschlüsse innerhalb des Verbandes auf zehn im Jahr.

Stimmungseintrübung für 2013 erwartet

Mit Sorge blickt der Verband auch auf das kommende Jahr: Während in 2011 noch 66 Prozent der Unternehmen steigende Einnahmen für 2012 erwarteten, sind es im Hinblick auf 2013 nur noch 46 Prozent. Von einer gleich bleibenden Entwicklung gehen 41 Prozent der Befragten aus. Der VDVM sieht mehrere Gründe für den wachsenden Pessimismus in der Vermittlerschaft: Zum einen sei eine Konjunktureintrübung nicht ausgeschlossen, zum anderen würden die Gesetzesinitiativen in Berlin und Brüssel zur Vermittlervergütung am Geschäftsmodell der Versicherungsmakler rütteln.

Der Verband stört sich vor allem am sogenannten Independent-Advice-Konzept, das nach dem Willen der EU-Kommission in die neuen Regeln für die Versicherungsvermittlung (IMD2-Richtlinie) aufgenommen werden soll. Demnach soll die Beratung des Vermittlers nur dann als unabhängig gelten, wenn dieser keinerlei Gebühren, Provisionen oder andere Geldvorteile von Dritten oder einer Person annimmt, die im Namen des Dritten handelt (Paragraf 24 Nr. 5 b IMD II) – im Klartext: Provisionen von Versicherungsunternehmen.

VDVM-Geschäftsführer Jenssen betonte, dass die Verknüpfung der Vergütung mit der Frage der Unabhängigkeit, ein „grundlegend falscher Ansatz“ sei und zog für seine Kritik einen Branchen-Vergleich heran: „Ist ein Arzt nicht mehr den Interessen des Patienten verpflichtet, wenn ihn eine Krankenkasse bezahlt?“, fragte Jenssen.

Mitglieder lehnen Honorarberatung weiter ab

Der Verband sieht sich mit seiner Position zur Vergütungsfrage von seinen Mitgliedern bestätigt. Nur sieben Prozent der Maklerunternehmen gaben laut Umfrage an, dass sie im Berichtsjahr häufiger als bisher von ihrer Kunden angesprochen wurden. Bei 90 Prozent der VDVM-Mitglieder spiele das Thema Honorarberatung ohnehin keine Rolle, erklären die Interessenvertreter.

Präsident Wesselhoeft bekräftigte, dass der Weg weg von der Courtage, hin zu Honorarberatung, insbesondere in der Lebensversicherung die sozial Schwächeren benachteilige. Ihnen würde der Zugang zu bezahlbarem und unabhängigen Rat massiv erschwert oder ganz verwehrt, so Wesselhoeft. Der Verbandspräsident forderte die Verbraucherschützer dazu auf, „ihre Positionierung in dieser Hinsicht noch einmal zu überprüfen“. (lk)

Foto und Grafik: VDVM

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