Pflegevermittlung: „Glück, Gold und Geld, das ist der Dreiklang“

Dr. Stefan M. Knoll, DFV Deutsche Familienversicherung: „Die Politik spricht zu wenig Klartext und hemmt hierdurch die Entwicklung des dringend notwendigen Problembewusstseins.“

Wo sehen Sie die größten Versäumnisse der Politik?

Knoll: Die gesetzliche Pflegeversicherung ist als Teilkaskoversicherung konzipiert worden und wird es auch nach der Pflegereform bleiben. Stattdessen lässt die Politik die Menschen glauben, dass sie das Pflegeproblem schon irgendwie lösen werde – ein verheerender Trugschluss. Die Politik versäumt, bei den Bürgern massiv für eine zusätzliche private Pflegeabsicherung zu werben. Und das, obwohl das Thema Pflege gerade auch durch die öffentliche Diskussion den Menschen durchaus bewusster geworden ist. Die Politik spricht zu wenig Klartext und hemmt hierdurch die Entwicklung des dringend notwendigen Problembewusstseins.

Reitzler: Da muss ich nochmal einhaken: Ein Stück weit bewundere ich schon, dass sich die Politik überhaupt des Themas Pflege angenommen hat. Gleichzeitig gibt es auch von mir ein bisschen Tadel: Die rund 1,2 Milliarden Euro, die jedes Jahr in den neuen Pflegefonds fließen sollen, basieren auf dem System der Kapitaldeckung. Das ist grundsätzlich zu begrüßen – allerdings ist der Fonds aus meiner Sicht an der falschen Stelle angesiedelt.

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Sie zielen darauf ab, dass die Bundesbank mit der Führung des Fonds beauftragt werden soll…

Reitzler: Genau. Die Bundesbank hat allerdings selbst Zweifel an einer kollektiven Vermögensbildung unter staatlicher Kontrolle geäußert. Diese Zweifel seien demnach umso stärker angebracht, je unspezifischer die Verwendung der Rücklagen ist.

Botermann: Die Kapitalrücklage wäre in der PKV sicherlich besser aufgehoben. Aber darum will ich mich gar nicht streiten.

Warum die PKV?

Botermann: Wir haben 190 Milliarden Euro Altersrückstellungen in der PKV angesammelt, davon sind 16 Milliarden der Pflege zuzurechnen. Die Rückstellung der gesetzlichen Krankenversicherung reicht für vier Wochen, unsere reicht mindestens für acht Jahre. Das ist schon eine andere Veranstaltung. Immerhin wurde aber, wie Herr Dr. Reitzler bereits ausführte, der richtige Schritt getan, indem die Politik sagte: Wir brauchen in der Pflege mehr Kapitaldeckung! Was wir aber auch brauchen, ist eine Dynamisierung in den privaten Pflegeprodukten. Denn die Dynamisierung hilft Versicherten dabei, die zwar geringe – aber im Gesundheitswesen etwas höhere – Inflationsrate in kleinen Schritten auszugleichen.

Seite drei: „Es bedarf einer neuen Vorsorgekultur“

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