Private Pflegeabsicherung: Die finanzielle Zeitbombe tickt weiter

Obwohl die Risikolage allgemein bekannt ist, verdrängen Verbraucher gern das eigene Pflegerisiko. Etwas überraschend: Auch Vermittler unterschätzen das Risiko und nehmen die Ängste der Kunden nicht wahr.

Den Vermittlern ist offenbar nicht bewusst, dass die Angst vor Pflegebedürftigkeit die größte Sorge der Deutschen ist. Sie vermuten in anderen Bereichen wie Krankheit, Altersarmut oder Arbeitslosigkeit wesentlich größere Ängste.

60 Prozent der unter 40-Jährigen sieht in der Absicherung des Pflegerisikos den größten Vorsorgebedarf, doch Vermittler tippen auf nur 17 Prozent, ergab die „Continentale Studie 2014“ unter dem Titel „Risiko Pflegebedürftigkeit – Unwissenheit verhindert Vorsorge“.

Nur drei Prozent haben Pflegezusatzversicherung

Mit 83 Prozent ist Angst vor Pflegebedürftigkeit die größte Angst der Deutschen. Angehörigen zur Last zu fallen, ist dabei die größte Sorge (84 Prozent). Doch nur drei Prozent der Bevölkerung haben eine Pflegezusatzversicherung.

Die beiden häufigsten Gründe, die gegen den Abschluss einer privaten Zusatzversicherung sprechen: „Versicherung zahlt im Ernstfall nicht“ (61 Prozent) und der feste Glaube, dass der Partner oder Angehörige die Pflege übernehmen werden (59 Prozent).

Da die meisten Zusatzpolicen vertraglich garantieren, immer dann zu zahlen, wenn auch die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt, könne hier ganz klar Uninformiertheit in Verbindung mit Vorurteilen unterstellt werden, so die Continentale.

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Unangemessener Optimismus

Auch das Vertrauen in die eigene Familie könne nur als unangemessener Optimismus gedeutet werden: Eine Scheidungsquote von rund 50 Prozent, die wachsende Zahl von Singlehaushalten gerade bei älteren Menschen und die sinkende Geburtenrate sprächen eine andere Sprache.

Gerade auch junge Leute setzen auf die Unterstützung der Ehepartner und Familien, obwohl sie allein angesichts der hohen Scheidungsquote am wenigsten Grund zu diesem Optimismus haben, so die Studie.

Vermittler sind auch zu pessimistisch, was den Vorsorgewillen angeht: Laut Umfrage würden 37 Prozent der Menschen über 25 Euro monatlich für Pflegezusatzversicherungen ausgeben, 13 Prozent sogar über 50 Euro. Das können sich nur 29 beziehungsweise zwei Prozent der Vermittler vorstellen.

Autor Detlef Pohl ist Wirtschaftsjournalist und Versicherungsexperte in Berlin.

Foto: Shutterstock

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