Zurich Deutschland: 260 Millionen Euro für die Digitalisierung

Die Zurich Gruppe Deutschland rüstet sich für eine umfassende Digitalisierungsoffensive. Bis zu 260 Millionen Euro will der Versicherungskonzern in den kommenden fünf Jahren in die Erneuerung seiner IT-Infrastruktur investieren. Das Unternehmen sieht sich als Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Es gebe hier „keine Blaupause“ in der globalen Versicherungsindustrie, sagte Vorstandschef Ralph Brand am Mittwochabend vor Pressevertretern in Köln – und ging dabei auch auf die Risiken des Großvorhabens ein.

Standen den Journalisten Rede und Antwort: Ralph Brand, Vorstandsvorsitzender der Zurich Gruppe Deutschland (rechts) und Marcus Nagel, Leben-Vorstand der Zurich Gruppe Deutschland.

Rund 200 Millionen Euro sollen der Sachversicherung von Zurich Deutschland zugute kommen, 50 bis 60 Millionen sind für die Lebensversicherung vorgesehen. Die Investionen sollen dabei nicht nur in die IT-Landschaft fließen, sondern auch dazu genutzt werden, um einen „Kulturwandel“ in der Gruppe zu befördern, erläuterte Brand. So sei man in einigen Bereichen noch „zu komplex, zu schwerfällig und zu teuer“, räumte der Vorstandsvorsitzende der Zurich Gruppe Deutschland ein.

Kanäle in Zukunft nicht mehr „nebeneinander her laufen lassen“

Zugleich betonte er die Stärken, über die sein Haus im Wettbewerb verfüge. „Wir haben einen Vorteil mit unserer multiplen Distributionsstrategie“, so Brand. „Wir haben den Direktkanal, wir haben eine starke Partnerschaft mit dem ADAC und der Deutschen Bank, wir haben unser Agentursystem und den Maklerkanal“, zählte der Manager auf. Allerdings wolle Zurich diese Kanäle in Zukunft nicht mehr „nebeneinander her laufen lassen“, sondern so miteinander vernetzen, dass sie „einem wahren Omnikanal-Ansatz“ entsprechen.

Damit reagiere der Versicherer auf ein „deutlich verändertes Kundenverhalten“ im Privatkundengeschäft, dem man Rechnung tragen müsse. „Unser Ansatz ist es, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen“, so Brand, „wir stellen uns nicht die Frage, wie wir welches Produkt über welchen Vertriebskanal an den Kunden bringen können, sondern wie wir es schaffen können, dass der Kunde zu jedem Zeitpunkt, in der von ihm gewünschten Art und Weise in Kontakt mit uns tritt“.

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Zurich hält dem angeschlagenen Partner Deutsche Bank die Treue

Dass es nicht ausreicht, auf Kunden zu warten, um Neugeschäft zu generieren, wissen die Zurich-Verantwortlichen natürlich. Man wolle in Deutschland stärker wachsen als der Marktdurchschnitt, sagte Brand. Nach wie vor steuert der Bankenvertrieb über den Exklusiv-Partner Deutsche Bank mehr als die Hälfte (54 Prozent) des Neugeschäfts in der Lebensversicherung bei. Obwohl das Image und die Geschäftszahlen der Deutschen Bank zuletzt stark gelitten haben, lässt Marcus Nagel, Leben-Vorstand der Zurich Gruppe Deutschland, keine Zweifel am Kooperationspartner aufkommen. Man müsse „starken Partnern auch in schlechten Zeiten die Stange halten“, betonte Nagel.

Deutliche Zuwächse im Leben-Geschäft

Die zweitstärkste Vertriebssäule von Zurich Leben stellt die Ausschließlichkeit mit einem Anteil von 23 Prozent dar, auf Makler entfallen acht bis zehn Prozent des Leben-Neugeschäfts, der hauseigene Finanzvertrieb Bonnfinanz erwirtschaftet sieben Prozent. „Die Beiträge haben sich in diesem Jahr positiv entwickelt“, sagte Nagel. Demnach stieg das Bruttobeitragsvolumen in der Lebensversicherung in den ersten drei Quartalen auf 3,125 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 2,7 Milliarden Euro). Als Umsatztreiber erwies sich dabei vor allem das Einmalbeitragsgeschäft.

Seite zwei: Digitalisierungsstrategie birgt ein „Umsetzungsrisiko“

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