Jeder vierte Arzt verweigert Anschluss an elektronisches Gesundheitsnetz

Die Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen kaum aufzuhalten. Doch die Mediziner spielen dabei derzeit nur bedingt mit. Und jeder vierte niedergelassene Arzt in Deutschland (28 Prozent) will sich nicht an die Telematik-Infrastruktur für Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte anschließen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu Cyberrisiken und Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Die Digitalisierung wird auch das Gesundheitswesen verändern. Beispiel ist die elektronische Gesundheitakte, die mittlerweile von einigen Privaten Krankenversicherern angeboten wird. Doch die Medizinier sind der Flaschenhals.

Obwohl das E-Health-Gesetz den Arztpraxen einen Anschluss bis zum Jahresende vorschreibt und andernfalls finanzielle Sanktionen vorsieht, wollen diese Ärzte zunächst die weitere Entwicklung abwarten oder äußern Zweifel daran, dass das System aktuell funktionsfähig und mit der Datenschutzgrundverordnung vereinbar ist. Ein Viertel der Arztpraxen (26%) ist bereits an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen, ein weiteres Drittel (34 Prozent) hat den Anschluss fest eingeplant.

Überwiegend skeptisch stehen die niedergelassenen Ärzte Online-Sprechstunden gegenüber. Lediglich sechs Prozent können sich ein solches Angebot vorstellen, für 89 Prozent kommen Online-Sprechstunden grundsätzlich nicht infrage. Sie wenden insbesondere ein, dass im Rahmen einer Online-Sprechstunde der persönliche Kontakt zu den Patienten fehle (85%), eine umfassende Diagnose nicht möglich sei (74 Prozent) und keine Krankschreibungen oder Rezepte ausgestellt werden dürften (55 Prozent).

Digitalisierung: Einfachere Abrechnung und besserer Austausch vs. höhere Cyberrisiken und Unsicherheit beim Datenschutz

Grundsätzlich wird die zunehmende Digitalisierung des Gesundheitswesens von den Befragten positiv gesehen: Für 56 Prozent der Ärzte und 61 Prozent der Apotheker überwiegen die Vorteile, nur 28 beziehungsweise 24 Prozent sehen eher Nachteile.

Positiv bewertet werden vor allem eine beschleunigte und vereinfachte Abrechnung mit Krankenkassen und der bessere Austausch mit den Patienten und anderen Ärzten. Sorgen bereiten den Ärzten und Apothekern hingegen ein höheres Risiko von Cyber-Kriminalität und der Schutz der sensiblen Patientendaten.

Derzeit gibt es rund 118.000 niedergelassene Ärzte in Deutschland. Für die Umfrage „Cyberrisiken im Gesundheitswesen“ hat die Forsa Politik- und Sozialforschung GmbH im Auftrag des GDV in 200 Arztpraxen sowie in 101 Apotheken die mit der IT-Infrastruktur betrauten beziehungsweise für die Internetsicherheit zuständigen Mitarbeiter befragt. (dr)

Foto: Shutterstock

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