Niederländisches Einheitskassenmodell mit starken Kostenanstieg

Die Zusammenlegung von privater und gesetzlicher Krankenversicherung in den Niederlanden hat offenbar nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Im Gegenteil sei ein starker Kostenanstieg für die Versicherten verzeichnet worden, ergab eine Analyse des PKV-Verbandes, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Angesichts der unbefriedigenden Entwicklungen wird in den Niederlanden kontrovers über die Zukunft der Krankenversicherung diskutiert.

Obwohl die niederländische Bevölkerung im Schnitt jünger sei als die deutsche (Medianalter 42,6 Jahre, Deutschland: 47,1 Jahre), lägen die Gesundheitsausgaben pro Kopf etwa auf dem Niveau Deutschlands.

Das niederländische Gesundheitssystem gehöre inzwischen zu den teuersten in der EU und der OECD. So sei die Beitragsbemessungsgrenze nach der Reform von 2006 bis 2017 um 79 Prozent auf 53.701 Euro pro Jahr gestiegen, in Deutschland seien es in diesem Zeitraum nur 22 Prozent gewesen.

Selbstbehalte, die jeder Versicherte zusätzlich tragen muss, hätten sich mehr als verdoppelt und seien um 133 Prozent auf mittlerweile jährlich 385 Euro gesteigen. Patienten gäben in Umfragen an, notwendige medizinische Leistungen oder Medikamente nicht in Anspruch zu nehmen, weil sie sich den Selbstbehalt nicht leisten könnten.

Starke Marktkonzentration

Nach der Reform seien die Kosten also weiter gestiegen. Darauf reagierten die Niederlande laut PKV-Verband mit einer Reihe von Kostendämpfungsmaßnahmen – mit überschaubarem Erfolg. Dabei sei der Wettbewerb zwischen den Versicherungen durch eine starke Marktkonzentration gehemmt. Angesichts der unbefriedigenden Entwicklungen wird in den Niederlanden kontrovers über die Zukunft der Krankenversicherung diskutiert.

Die SPD hatte sich im Wahlkampf und während der Koalitionsverhandlungen mit der Union dafür eingesetzt, auch in Deutschland private und gesetzliche Krankenversicherung zu vereinheitlichen. (dpa-AFX)

Foto: Picture Alliance

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