DKM 2018: Precht: „Digitalisierung ist die einzige Revolution, die unumkehrbar ist“

Der erste Messetag endete mit einem Höhepunkt. Richard David Precht sprach über Verantwortung und die technologische Revolution, in der wir uns gerade befinden. Da diese unumkehrbar sei und wir „wahnsinnig viel zu verlieren“ hätten, müsse die Politik handeln. Precht sieht zwei Lösungen.

Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht auf der DKM 2018
Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht auf der DKM 2018: „Wer sagt uns denn, dass es in Zeiten von Blockchain und Künstlicher Intelligenz in 20 Jahren noch Banken und Sparkassen geben wird?“

Der Vortrag des Philosophen Richard David Precht war der Höhepunkt des ersten Tages der DKM 2018. „Wie können Wirtschaft und Politik verantwortungsvoll mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz umgehen?“, war die Leitfrage seines Vortrages.

Dass sich Politiker, Wirtschaftsvertreter und die gesamte Gesellschaft in dieser Frage in den nächsten Jahren einig werden müssen, machte Precht gleich zu Beginn deutlich. „Die Digitalisierung ist die einzige Revolution, die unumkehrbar ist und deren Einfluss für immer bleiben wird. Ethische und soziale Revolutionen sind umkehrbar, wie die Geschichte des Dritten Reichs gezeigt hat.“

Technologie muss vom Markt akzeptiert werden, um sich durchzusetzen

Und während es in den bisherigen industriellen Revolutionen darum gegangen sei, nur „die Hand des Menschen zu ersetzen“, seien wir jetzt „im zweiten Maschinenzeitalter angekommen. Es geht darum, den ganzen Menschen zu ersetzen“, so Precht. „Wir haben Angst vor der Digitalisierung, weil wir wahnsinnig viel  zu verlieren haben.“

Er glaube nicht, dass die Gesellschaft zwingend schlechter werde. „Aber ich glaube, dass sie schlechter wird, wenn wir uns nicht darauf einstellen, dass sie sich ändert.“ Precht nahm auch die Angst, dass alles, was technisch möglich sei, auch umgesetzt werde, das dieser Satz nicht stimme, zeige sich zum Beispiel daran, dass wir keine Menschen klonen. Es setzt sich nur durch, was akzeptiert werde.

„Wir könnten Arbeiter in Altenheimen und Kindergärten durch Roboter und Computer wegrationalisieren, aber das heißt nicht, dass wir es auch machen“, sagte Precht. Andere Institutionen und Branchen wie das Finanzamt und Banken müssten hingegen ein „ernstzunehmendes ethisches Surplus leisten“, um zu bestehen. „Wer sagt uns denn, dass es in Zeiten von Blockchain und Künstlicher Intelligenz in 20 Jahren noch Banken und Sparkassen geben wird?“

Politik muss Verantwortung übernehmen

Wo die Politik allerdings Verantwortung übernehmen müsse, sei im Sozial- und Bildungssystem. „Roboter zahlen werde in die Sozialkasse, noch konsumieren sie. Wir brauchen eine Alternative zum Umlagesystem“, forderte Precht. Er sehe diese im bedingungslosen Grundeinkommen, finanziert über die Finanztransaktionssteuer.

Die technologische Revolution führe ebenso dazu, dass Menschen ihre Arbeit selber erfinden müssten, dazu bräuchten sie mehr intrinsische Motivation. „Unser Bildungssystem muss also darauf vorbereiten, trotz Rückschlägen auf ein Ziel hinzuarbeiten“, sagte Precht. (kl)

Foto: Cash.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments