Patientenschützer dämpfen Erwartungen an neuen Pflege-Tüv

Patientenschützer haben vor zu hohen Erwartungen an neue Qualitätsbewertungen für Pflegeheime gewarnt. „Zweifellos war der alte Pflege-Tüv ein Desaster“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Ob das neue Prüfsystem der angekündigte Riesenschritt in Richtung Vertrauen sei, stehe aber in den Sternen.

Bis Ende 2020 sollen alle Heime nach dem neuen Verfahren geprüft sein.

Weiterhin sollten allein die Träger der Heime die Versorgungsqualität der Bewohner messen. Eine externe Überprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen erfolge nur bei einer kleinen Stichprobe.

Das neue System soll nach jahrelanger Kritik den alten Pflege-Tüv ablösen, bei dem Heime bisher oft Bestnoten bekamen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sollen so künftig aussagekräftige Informationen über die Qualität der 13.000 Heime erhalten. Dafür läuft in diesem Herbst eine geänderte Datenerhebung an – ab November wollen die Medizinischen Dienste der Kassen mit dem neuen Prüfverfahren starten.

Vorgesehen ist ein zweistufiges System: Die Heime selbst sollen Daten zu zehn Themen liefern – etwa wie gut sie die Mobilität der Bewohner erhalten oder wie selbstständig diese noch Körperpflege und anderes machen können. Dies soll bei jedem Bewohner jedes halbe Jahr gemessen und an eine Datenstelle gemeldet werden. Alle 14 Monate sollen zudem Prüfer der Kassen die Qualität der Heime zu 24 Aspekten prüfen.

„Vergleich wird schwierig“ 

Patientenschützer Brysch verwies darauf, dass dafür sechs Bewohner vom Heim bestimmt und drei weitere vom Prüfer zufällig ausgewählt würden. Doch knapp die Hälfte aller Einrichtungen habe mehr als 60 Bewohner. „Es ist fraglich, ob auf dieser kleinen Basis tatsächlich die Realität erfasst werden kann.“ Brysch meldete auch Zweifel an der neuen Darstellung der Ergebnisse mit Kreisen, Punkten und Quadraten an. „Da wird sowohl eine Orientierung als auch ein Vergleich mit anderen Pflegeheimen schwierig.“

Die Ergebnisse sollen wie bisher im Internet veröffentlicht werden und auch in den Heimen einsehbar sein. Bis Ende 2020 sollen alle Heime nach dem neuen Verfahren geprüft sein. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte von einem „Riesenschritt für mehr Vertrauen ins System“ gesprochen. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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