Welche Puffer haben die Lebensversicherer für die Corona-Krise?

Foto: Policen Direkt
Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt

Die meisten deutschen Lebensversicherer sind einer Studie von Policen Direkt zufolge trotz verschärfter Niedrigzinsen vergleichsweise stabil in die Corona-Krise gegangen. Von den insgesamt 84 Unternehmen säßen 29 auf komfortablen Finanzpolstern, teilte Policen Direkt nach der Auswertung aller Solvenzberichte mit. 21 Lebensversicherer stünden auf Basis der Zahlen von Ende 2019 jedoch vor großen Herausforderungen. Insgesamt 13 Versicherer befinden sich jetzt in enger Manndeckung der BaFin.

Die meisten deutschen Lebensversicherer sind einer Studie von Policen Direkt zufolge trotz verschärfter Niedrigzinsen vergleichsweise stabil in die Corona-Krise gegangen. Von den insgesamt 84 Unternehmen säßen 29 auf komfortablen Finanzpolstern, teilte Policen Direkt nach der Auswertung aller Solvenzberichte mit. 21 Lebensversicherer stünden auf Basis der Zahlen von Ende 2019 jedoch vor großen Herausforderungen. Insgesamt 13 Versicherer befinden sich jetzt in enger Manndeckung der BaFin.

„Die deutschen Lebensversicherer sind trotz verschärfter Zinssituation weitgehend stabil in die Corona-Krise gegangen. Das zeigt unsere Analyse der relevanten Solvenzquoten, die jetzt komplett für alle 84 Gesellschaften vorliegen“, erklärt Henning Kühl, Versicherungsmathematiker (DAV) und Chefaktuar von Policen Direkt bei der Vorstellung der aktuellen Auswertung der Solvenzberichte der Lebensversicherer. Die Solvenzquoten zeigen, wie gut die Versicherer mit einem Eigenmittel-Puffer für Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden und Risiken bei der Kapitalanlage gerüstet sind. 

So verschlechterte sich die um kurzfristige Finanzmarkt-Schwankungen bereinigte Netto-Solvenzquote der Unternehmen laut der Policen Direkt Studie von Ende 2018 bis Ende 2019 im Schnitt von 321 auf 282 Prozent. Die Spannbreite ist laut Policen Direkt jedoch sehr groß.

So liegt die Quote bei 21 Unternehmen unter 150 Prozent.  34 Unternehmen sieht Kühl alles in allem im grünen Bereich. Mit einer Nettoquote von 150 bis 300 Prozent (2018: 27) seien sie weitgehend finanzstark und gerüstet für Extremszenarien.

Laut Policen Direkt sind sie in der Lage, den eingegangenen Versprechen unverändert auch in Zukunft nachzukommen. Insgesamt 29 Gesellschaften attestiert Policen Direkt sogar eine komfortable Solvenzkapitalausstattung. Mit einer Nettoquote von seien sie gut gewappnet und könnten den Kunden auch weiter höhere Leistungen anbieten. Zahlen für Ende März, als die Corona-Krise die Märkte bereits voll erwischt hatte, sind noch nicht bekannt.

Während die schwächeren Lebensversicherer bei der Gestaltung ihres Neugeschäfts und bei der Überschussbeteiligung nicht mehr frei agieren können, dürfen die stärksten Gesellschaften ihren Kunden vergleichsweise hohe Leistungen anbieten. So setzt sich die laufende Verzinsung klassischer Verträge aus dem Garantiezins und einer Beteiligung an den Überschüssen zusammen, die das Unternehmen bei der Kapitalanlage erwirtschaftet. Die Überschüsse sind wegen der allgemeinen Niedrigzinsen seit Jahren gesunken.  Link zur Übersicht

Wie sich die Corona-Pandemie auf die Lebensversicherer auswirke, sei aktuell noch schwer zu sagen, so Kühl weiter. „Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt, welche Unternehmen mit starken Puffern in die Krise gegangen sind“, so der Aktuar weiter. Das größte Problem blieben für die Unternehmen trotz der jüngsten Finanzmarktturbulenzen die bereits niedrigen Zinsen, die nach Ansicht der Deutschen Aktuarvereinigung weiter unter Druck geraten dürften.

Zwar dürften die Lebensversicherer bis 35 Prozent ihres Sicherungsvermögens in Aktien anlegen. Allerdings haben die meisten Gesellschaften diese Option in den vergangenen Jahren ohnehin nicht mehr genutzt. Stattdessen investieren die Unternehmen vorrangig in festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien und Hypotheken. Zudem belasten die hohen Zinsgarantien aus älteren, noch laufenden Verträgen die Unternehmen zunehmend. Dr/dpa-AFX

Foto: Policen Direkt

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