Versicherungsbetrug in der Pandemie: Allianz registriert Anstieg um zehn Prozent

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Die Allianz Versicherung hat in der Coronapandemie einen deutlichen Anstieg der Betrugsversuche registriert. Betroffen waren der private und der gewerbliche Versicherungsbereich.

„Seit Beginn der Pandemie sehen wir einen Anstieg von rund zehn Prozent“, erklärt Jochen Haug, Schaden-Vorstand der Allianz Versicherungs-AG. Während die Meldungen dubioser Raub- oder Einbruchdiebstahlschäden rückläufig sind, verzeichnete die Allianz bei gewerblichen Leitungswasserschäden eine Zunahme von rund 25 Prozent.

Auch in der Kfz-Versicherung wurde ein Anstieg der Betrugsversuche von rund zehn Prozent und in der Allgemeinen Haftpflicht von rund 20 Prozent festgestellt. Mehr als 50 Prozent der aufgedeckten Betrugsversuche betreffen den Kfz-Bereich. Es folgen die Sachversicherung mit etwa 30 Prozent und der Haftpflichtversicherung mit etwa 20 Prozent.

Digitale Aufklärung

Nach Angaben des Versicherers sind fingierte und provozierte Verkehrsunfälle nach wie vor beliebt. Allerdings gelinge es hier durch den steigenden digitaler Technik gelingt es den Betrugsabwehrspezialisten der Allianz aber immer öfter, einen provozierten Unfall nachzuweisen und so den ehrlichen Kunden zu entlasten.

„Durch das Auslesen und die Auswertung elektronischer Fahrzeugdaten wie zum Beispiel den Lenkwinkel oder die Geschwindigkeit können absichtlich herbeigeführte Unfälle erkannt werden“, erklärt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik (AZT), das die Betrugsaufklärung mit technisch-wissenschaftlichen Methoden unterstützt. Neben den Daten aus den Fahrzeugsteuergeräten können auch Bild- und Videodateien herangezogen werden, um den Unfallhergang zu rekonstruieren und Manipulationsversuche aufzudecken.

Schadenmanipulation durch Digitalisierung

Das Fortschreiten der digitalen Technik unterstützt nicht nur die Betrugsabwehr, sie öffnet auch Betrügern völlig neue Möglichkeiten der Schadenmanipulation. Durch den Einsatz zum Beispiel von Bildbearbeitungsprogrammen oder von digitalem Identitätsmissbrauch wird ein Schaden konstruiert, der in der Realität nie so entstanden ist. „Das Betrugsgeschehen wird sich daher immer mehr in den virtuellen Raum verlagern. Durch vermehrte Nutzung digitaler Mittel gehen wir davon aus, dass bis 2030 jeder fünfte Versicherungsbetrug virtuell stattfinden wird“, erläutert Haug.

Versicherer müssen sich daher noch stärker mit virtuellem Betrug auseinandersetzen. Die Allianz hat deshalb schon vor zwei Jahren das Team der Betrugsabwehrspezialisten erweitert: Die Intelligence Einheit, bestehend aus digitalen Spezialisten, kann mithilfe digitaler Technik und Tools komplexe virtuelle Sachverhalte erkennen und aufklären.

Betrug im dreistelligen Millionenbereich verhindert

„In 2020 konnten wir unrechtmäßige Auszahlungen im dreistelligen Millionenbereich verhindern.“ Die regelmäßige interne und externe Fortbildung mit kriminologisch geschulten Experten sowie ein länderübergreifender Austausch zur Betrugserkennung sichern den hohen Spezialisierungstand der Betrugsabwehr in der Allianz Deutschland. Was auf den ersten Blick und im Einzelfall häufig als kleiner Schadenfall darstelle, führe bei hundertfachem Versuch zu einem hohen finanziellen Schaden.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungen e.V. (GDV) schätzt den (bundesweit) entstandenen Schaden durch Versicherungsbetrug pro Jahr auf rund fünf Milliarden Euro.

„Unkomplizierte digitale Möglichkeiten und die Anonymität des Internets vereinfachen Versicherungsbetrug. Doch Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, und wir gehen mit einer Null-Toleranz-Strategie gegen Betrüger vor“, stellt Haug klar.

Der Betrug schädige nicht nur das Versicherungsunternehmen, sondern jene ehrlichen Kunden, die durch ihre Versicherungsbeiträge den Betrug mitfinanzierten. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind unsere Kunden ehrlich.“ Durch den Einsatz von spezieller Software, Data Analytics sowie Künstlicher Intelligenz (KI) sei es inzwischen allerdings möglich, Betrug zu erkennen.

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