Altersvorsorge-Studie der Verbraucherzentralen stößt auf Kritik

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die aktuelle Altersvorsorge-Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) als „irreführend“ kritisiert. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 42 Prozent der bereits erworbenen Produkte zur Altersvorsorge nicht bedarfsgerecht seien.

Der Weg zum richtigen Altersvorsorge-Produkt ist oftmals kompliziert und verschlungen – fachkundige Berater sollen Kunden den richtigen Pfad weisen.

Die am Donnerstag vorgestellte Studie der vzbv-Organisation „Initiative Finanzmarktwächter“ lässt an der Produktlandschaft im Bereich der Altersvorsorge kein gutes Haar: Die Produkte seien zu teuer, zu unflexibel, zu riskant – und böten darüber hinaus zu wenig Rendite, behaupten die Verbraucherzentralen. Hauptursache für diesen Missstand sei die „schlechte Beratungsqualität“.

GDV spricht von fehlender Repräsentativität und widersprüchlichen Einschätzungen

Die Fundamentalkritik hat den Interessenverband der deutschen Versicherer gehörig aufgeschreckt: Noch am gleichen Tag holte der GDV zum kommunikativen Gegenschlag aus, der sich vor allem gegen die Erhebungsmethode der Studie richtete. Die Studie sei nicht repräsentativ, heißt es aus Berlin, da die erhobene Anzahl von 298 Fällen aus fünf Verbraucherzentralen zu gering sei. Zudem handele es sich dabei ausschließlich um Beschwerdefälle, also um eine „Negativauswahl“.

Weiter bemüht sich der Verband in seiner Stellungnahme, auf Widersprüche in der Argumentation der Studienmacher hinzuweisen: So liefen beispielsweise die Bewertungen von fondsgebunden Riester-Renten und Riester-Fondssparplänen deutlich auseinander, obwohl diese in der Ansparphase ähnlich seien. Zudem passt es aus GDV-Sicht nicht zusammen, den häufig erhobenen Vorwurf einer „zu riskanten“ Altersvorsorge (fondsgebunden Lebens- und Rentenversicherungen) mit dem Befund eines „zu geringen Anteils an Aktien beziehungsweise Aktienfonds“ zu vermengen.

„Beratungsqualität nicht nur an Kosten festmachen“

Auch dem Kostenargument widmet sich der Verband ausführlich: Die Qualität der Beratung ausschließlich an den Kosten festzumachen, greife zu kurz, heißt es, denn Altersvorsorge müsse bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Dazu gehöre Planbarkeit der Leistungen durch garantierte Mindestleistungen, lebenslange Rentenansprüche, der Schutz vor Zweckentfremdung und die Unterlegung der Leistungsansprüche mit ausreichend Eigenmitteln. „Nur die Lebensversicherung bietet all diese Sicherheiten“, bekräftigt der GDV.

Dorothea Mohn, Teamleiterin Finanzen im vzbv, erklärte zuvor: „Finanzberater sind heute in Wirklichkeit keine Berater, sondern schlicht Verkäufer.“ In der Anlageberatung führe insbesondere der provisionsbasierte Vertrieb zu Interessenkonflikten, die in Fehl- und Falschberatungen mündeten, so Mohn. Diesem Vorwurf trat der GDV vehement entgegen: „Handelt der Berater den Interessen des Kunden zuwider, setzt er sich Schadensersatzrisiken aus. Zudem muss er aufgrund der fünfjährigen Stornohaftung bei Lebensversicherungen fürchten, bei rascher Kündigung des Vertrages einen Teil seiner Provision zu verlieren.“ Es liege daher im Interesse des Beraters, dass der Kunde mit dem Produkt zufrieden sei.

GDV: Kostenwirkung über die gesamte Laufzeit betrachten

Darüber hinaus spricht sich die Versicherungswirtschaft dafür aus, die Vertriebskosten über die gesamte Produktlaufzeit zu betrachten: „Die Kosten einer Lebensversicherung sind in der Anfangsphase höher als bei anderen Produkten. Dieser vermeintliche Nachteil wird über die gesamte Vertragslaufzeit ausgeglichen.“ Am Ende gelte, so der GDV: „Je länger die Laufzeit, desto geringer die relativen Kosten bei Versicherungen und desto höher die relativen Kosten auf Fonds- und Banksparplänen“. (siehe Grafik)

 

Die Kosten einer Lebensversicherung sind laut GDV in der Anfangsphase höher als bei anderen Produkten. Dieser vermeintliche Nachteil werde über die gesamte Vertragslaufzeit ausgeglichen. Quelle: GDV

Seite zwei: Warum Flexibilität für den GDV kein Kernkriterium ist und warum der Verband staatliche Vorsorgefonds ablehnt

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