BU-Absicherung: „Auch den Brutto-Beitrag berücksichtigen“

Die Versicherungsmaklerin Ursula Oelbe spricht im Interview mit Cash. über die Auswirkungen des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) auf die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) und erklärt, warum Versicherer in der BU zwischen Netto- und Brutto-Beitrag unterscheiden und was dies für die Kunden bedeutet.

„Bei der Kostenkalkulation der BU-Tarife sorgt ein ‚Sicherheitspolster‘ dafür, dass nicht benötigte Beitragsteile verrechnet werden.“

Cash.: Das LVRG soll Berufsunfähigkeitsversicherungen ab dem nächsten Jahr teurer machen. Wie sollten sich BU-Interessierte jetzt verhalten?

Oelbe: Alle Personen, die den Abschluss einer BU schon länger vor sich her schieben, sollten jetzt die Möglichkeit ergreifen sich noch die günstigeren Konditionen zu sichern. Experten gehen davon aus, dass die Beiträge für Neuverträge durch die Garantiezinssenkung um fünf bis sieben Prozent steigen. Als besonderen Kundenservice sollten Eltern auf die Möglichkeit hingewiesen werden, für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr eine BU-Absicherung zu beginnen.

Eine BU-Police besteht in der Regel aus einem Brutto- und einem Nettobeitrag. Was hat es damit auf sich?

Der Zahlbeitrag ist jeweils der Nettobeitrag. Bei der Kostenkalkulation der BU-Tarife sorgt ein „Sicherheitspolster“ dafür, dass nicht benötigte Beitragsteile verrechnet werden. Also: Nettobeitrag = Effektivbeitrag nach Abzug des Sicherheitspolsters Brutto-Beitrag = Worst-Case-Szenario. Verzichtet ein Versicherer auf die Prämienanpassung nach Paragraf 172 VVG stellt der Bruttobeitrag die mögliche Höchstgrenze dar.

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Laut einer Einschätzung des Analysehauses Franke & Bornberg ist es denkbar, dass in Zukunft einige Gesellschaften ihre Netto-Beiträge teilweise deutlich in Richtung Brutto-Beiträge anpassen. Wie sollte sich der Kunde in solch einem Fall verhalten?

Um negative Überraschungen in Zukunft zu vermeiden, ist es wichtig nicht nur den Nettobeitrag, sondern auch den Bruttobeitrag zu berücksichtigen. Natürlich kann im Anpassungsfall nach einer Alternative geschaut werden. In der Praxis ist es jedoch aufgrund des höheren Alters und des Gesundheitszustandes oft nicht möglich eine preiswertere Alternative zu finden. Daher diesen Aspekt vor dem Abschluss genau beachten!

Wie beurteilen Sie den Trend, dass Versicherer zunehmend an BU-ähnlichen Lösungen arbeiten, die weniger kosten aber auch weniger leisten?

Eine Alternative zur BU anbieten zu können für Personen, die sich aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen keine BU leisten können, halte ich für sehr wichtig. Je nach Tätigkeit und nach beruflichem Status (angestellt/selbständig) kann es sehr sinnvoll sein eine preiswerte Absicherung anzubieten.

Dass die „teuren BU-Risiken“ eine hohes Risiko haben, erfordert doch gerade auch eine Form privater Vorsorge. Wichtig ist dabei, den Kundinnen und Kunden die Unterschiede und Leistungsgrenzen genau zu erklären und aufzuzeigen.

Interview: Natalie Lennert und Lorenz Klein

Foto: Ursula Oelbe

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