Berenberg: US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet

Trotz des lange währenden Bullenmarktes betrachtet Budelmann US-Aktien nicht als zu teuer. Zwar liegen sowohl das Trailing-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das auf die Gewinne der vergangenen vier Quartale abzielt, als auch das auf künftige Gewinne gerichtete Forward-KGV über dem historischen Durchschnitt. „Man muss die Werte aber auch im Verhältnis zum Zinsniveau und der Attraktivität von Anlagealternativen sehen. Daher erachten wir die erhöhten KGVs nicht als besorgniserregend“, sagt Budelmann. Das gilt umso mehr, da er eine Wende bei den Unternehmensgewinnen erwartet. Für 2017 rechnet der Fondsmanager nach zwei Jahren Flaute erstmals wieder mit einem satten Zuwachs von acht bis zehn Prozent. „Jetzt beginnt der Übergang vom zinsgetriebenen Bullenmarkt zu einem vom Unternehmensgewinnen getriebenen Bullenmarkt“, sagt Budelmann. Er erwartet sinkende KGVs, da seiner Ansicht nach die Gewinne stärker als die Kurse anziehen werden.

Wie schon 2016 sieht er Value- vor Growth-Aktien. Innerhalb des Value-Bereichs bevorzugt er zyklische gegenüber defensiven Werten. „Zum zyklischen Value gehören vor allem Finanz- und Energietitel sowie Industriewerte. Das sind auch genau die Bereiche, die von Trumps Politik profitieren“, erklärt Budelmann. Vor allem Finanztitel sieht er als klare Gewinner. Sie würden von sinkenden Steuern, weniger Regulierung, mehr Wachstum und den damit verbundenen höheren Zinsen profitieren. Klarer Verlierer sei hingegen der in vergangenen Jahren stark gelaufene Gesundheitssektor, speziell Pharmaunternehmen. Trump mache bereits Druck auf die Medikamentenpreise.

Technik und Sentiment: Luft nach oben bei besserer Stimmung

Neben der Makro- und der Mikro-Lage spricht auch die technische Situation am US-Aktienmarkt für einen weiteren Anstieg der Kurse. Der Aktienindex S&P 500 ist schon seit Jahren auf dem Weg nach oben, zuletzt hat die Dynamik etwas nachgelassen. Anfang 2016 kam es zur Bewährungsprobe. Die relevante Unterstützungslinie bei 1.810 Indexpunkten hat damals gehalten. Den hartnäckigen Widerstand bei 2.130 Punkten konnte der Index im Sommer 2016 überwinden. Seitdem ist Luft nach oben. In den vergangenen 71 Tagen ist der Index – trotz der politischen Stressphasen – nicht ein einziges Mal mit ein Prozent Verlust oder mehr aus dem Handel gegangen. Das ist die längste Serie im gesamten Bullenmarkt seit 2009.

Interessant sind die Korrelationen der einzelnen Sektoren. Nach der Wahl im November sind sie zurückgegangen. „Sektoren wie Finanzen und Basiskonsum sind zum Beispiel seitdem negativ miteinander korreliert. Jetzt ist daher die Zeit für aktives Management“, sagt Budelmann. Auch das Sentiment liefert Unterstützung für steigende Kurse. Seit der US-Wahl hat sich die Anlegerstimmung für die US-Börse verbessert. Von Hochstimmung kann aber keine Rede sein. „Wir sind noch lange nicht in der letzten Phase eines Bullenmarkts, in der die Stimmung in Euphorie umschlägt und der Markt oft nach oben überschießt“, urteilt Budelmann.

Seite drei: Risiken – Überhitzungsgefahr statt Wirtschaftskollaps

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