Europäische Banken: Der steinige Weg aus der Krise

Ein Grund für die gelassene Reaktion des Marktes war sicherlich die präsentierte Lösung. Banco Popular, immerhin das sechstgrößte Geldhaus Spaniens, wird nicht nur für einen symbolischen Euro vom Konkurrenten Banco Santander übernommen. Dieser verpflichtete sich gleichzeitig zu einer Kapitalerhöhung über sieben Milliarden Euro. Eine Maßnahme, an der die Banco Popular in den vergangenen Monaten noch gescheitert war. Die Gelder der Kunden – die zuvor in Scharen zur Bank gelaufen waren und damit den Liquiditätsengpass noch verschärft hatten – sind damit sicher. Zudem ist Santander, der am Ende einzige Bieter, bekannt dafür, mit effizienter Restrukturierungsarbeit sein strategisches und regionales Portfolio zu erweitern.

Ein Beleg dafür ist etwa die erfolgreiche Turnaround-Story der 2004 übernommenen Abbey National aus Großbritannien. Auch baut Santander mit dem Kauf der Banco Popular seinen Anteil am Markt für spanische Mittelstandskredite von elf auf rund 25 Prozent aus. In einer Zeit, in der die Wirtschaft Spaniens brummt und mit Raten um die drei Prozent wächst, wird das Institut damit zum größten Mittelstandsfinanzierer des Landes. Anleihen von Santander könnten also, ebenso wie jene des stabilen spanischen Konkurrenten BBVA, an Attraktivität zulegen.

Von der Zukunftsfähigkeit überzeugen

Das gilt auch für die italienische Großbank Unicredit, die sich im Frühjahr ganz ohne Abwicklung und Staatshilfe sanierte. Wie die Banco Popular ächzte das Institut unter einer enormen Last an notleidenden Krediten. Doch im Gegensatz zum spanischen Rivalen konnte Unicredit die Investoren von ihrer Zukunftsfähigkeit überzeugen. Von der EZB aufgrund einer durch die enormen Abschreibungen auf „faule Kredite“ nicht mehr ausreichenden Eigenkapitalquote zum Handeln gedrängt, gelang es den Italienern über eine Kapitalerhöhung rund 13 Milliarden Euro am Markt einzusammeln – ein Befreiungsschlag. So entwickelten sich Anleihen von Unicredit, ebenso wie die des äußerst soliden Wettbewerbers Intesa Sanpaolo, zuletzt positiv. Damit zeigt sich, dass auch Italien durchaus ein interessanter Markt für Finanzanleihe-Investoren sein kann. Die genaue Analyse und die Titelauswahl bleiben aber entscheidend.

Wahl Macrons könnte positiv wirken

Das gilt auch für Kerneuropa, denn auch hier lohnt ein Blick auf die Banken. Vor allem der französische Finanzsektor sticht dabei als besonders stabil hervor. Der Sieg des wirtschaftsfreundlichen Kandidaten Emmanuel Macron bei den Wahlen könnte zusätzlich für Rückenwind sorgen. Und auch in Deutschland sehen wir noch Chancen. Aufgrund der teils hohen Bewertung anderer Ränge, können hier etwa Tier 2-Anleihen eine interessante Investmentmöglichkeit darstellen.

Folgen der künftigen EZB-Politik

Und was bedeutet der perspektivische Ausstieg der EZB aus der ultralockeren Geldpolitik für die europäische Bankenbranche? Langfristig dürften sich steigende Zinsen positiv auf die Margen der Geldhäuser auswirken. Das sollte sich auch in den Kapitalpuffern niederschlagen – ein weiterer Schritt auf dem mitunter steinigen Weg aus der Krise.

Foto: Union Investment

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