AfW warnt: Regulierung erschwert sinnvolle Beratung von Kleinanlegern

ESG Environmental Social Governance Unternehmensstrategie Investitionskonzept. Geschaeftsmann drueckt Taste auf dem Bildschirm.
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Besonders kritisch sieht der AfW die aktuell vorgeschriebene ESG-Abfrage.

Kleinanleger fühlen sich trotz zahlreicher Regulierungsvorgaben oft nicht besser geschützt – sondern überfordert. Der AfW warnt vor einer Entfremdung der Kunden und fordert im Rahmen der aktuellen ESMA-Konsultation einen Kurswechsel.

Der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung hat eine umfassende Stellungnahme zur laufenden Konsultation der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) abgegeben. Ziel der ESMA-Initiative ist es, die sogenannte „Retail Investor Journey“ zu analysieren – also die Erfahrungen und Herausforderungen von Privatanlegern auf dem Weg zum Kapitalmarkt.

In seinem Beitrag formuliert der AfW deutliche Kritik an der bisherigen Entwicklung: Die Regulierungsdichte der vergangenen zwanzig Jahre habe die Beratung nicht vereinfacht, sondern massiv erschwert. Zwar sei der Schutz von Anlegern ein wichtiges Ziel, doch laufe vieles in der Praxis ins Leere.

„Viele regulatorische Anforderungen gehen am Kunden vorbei“, sagt Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW. „Anleger fühlen sich nicht besser geschützt, sondern zunehmend überfordert – und Berater müssen immer mehr Zeit aufbringen, um Formulare zu erklären statt fundiert zu beraten.“


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Ein zentrales Problem sieht der Verband in der ausufernden Informationsflut: Verpflichtende Dokumente mit seitenlangen Texten sowie komplizierte Abfragen, etwa zu ESG-Präferenzen, führten dazu, dass viele Kunden das Interesse verlieren oder sich ganz aus der Beratung zurückziehen. Die ursprüngliche Intention, Transparenz und Aufklärung zu fördern, werde dadurch konterkariert.

Besonders kritisch sieht der AfW die aktuell vorgeschriebene ESG-Abfrage. Viele Kunden könnten die geforderten Kategorien nicht einordnen oder empfänden sie als störend. Statt nachhaltiges Investieren zu fördern, entstehe dadurch zusätzliche Verwirrung – sowohl auf Kunden- als auch auf Vermittlerseite.

Auch weitere Punkte wie unklare Vergütungsregeln, steigende Offenlegungspflichten und mangelnde Finanzbildung würden den Zugang zum Kapitalmarkt erschweren. Das Vertrauen vieler Privatanleger sei angeschlagen, die Hürden beim Einstieg in Finanzprodukte hoch. Der Verband plädiert daher für verständlichere und praxistaugliche Regelungen.

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