Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) drängt auf eine zügige, umfassende Reform der Alterssicherung in Deutschland. Der demografische Wandel sei seit Jahrzehnten bekannt, politische Reaktionen bislang ausgeblieben. Dass die neue Bundesregierung nun eine Rentenkommission einsetzen will, bewertet die DAV positiv. Gleichzeitig warnt die Aktuarvereinigung vor Halbherzigkeit.
„Es zählt jetzt nur noch eins: machen – jetzt“, erklärt Susanna Adelhardt, Vorsitzende der DAV. Eine weitere Verzögerung bei der Reform der Alterssicherung könne sich das Land nicht leisten. Sie mahnt: „Die Rentenkommission muss schnell eingesetzt werden. Es gilt, jetzt zu handeln, damit wir unseren Kindern auch beim Thema Alterssicherung noch in die Augen schauen können.“
Reform statt Stillstand
Der Auftrag der Kommission sei im Koalitionsvertrag bereits klar formuliert: eine Gesamtbetrachtung des Alterssicherungssystems, also inklusive gesetzlicher Rente, betrieblicher Altersversorgung und privater Vorsorge. Für Adelhardt reicht das aber nicht aus. Ohne verbindliche Zielvorgaben bestehe die Gefahr, dass sich die Kommission lediglich auf Kompromisse verständige, die in der Praxis keine Entlastung brächten: „Faktisch wäre das ein ‚weiter so‘ – mit erheblichen finanziellen Folgen für künftige Beitrags- und Steuerzahler“, so Adelhardt. Und fordert deshalb eine mutige Reformagenda: „Vorschläge für nachhaltige und generationengerechte Lösungen müssen auf den Tisch.“ Damit man den Kinder noch in die Augen schauen könne.
Agenda 2035: Ein langfristiger Fahrplan
Spätestens 2035, wenn alle geburtenstarken Jahrgänge im Ruhestand sind, müsse ein tragfähiges Alterssicherungssystem etabliert sein, so die DAV. Gefordert sei eine „Agenda 2035 für die Alterssicherung“ – ein klarer, langfristiger Fahrplan mit konkreten Zielen, Handlungsfeldern und politischer Verbindlichkeit. Ziel sei es, die steigenden Rentenausgaben gerecht zwischen Beitragszahlern, Leistungsbeziehenden und dem Staat zu verteilen. Adelhardt betont: „Der demografische Wandel lässt sich nicht wegverhandeln – und genauso wenig mathematisch ignorieren.“
Keine Reform ohne offene Debatte
Für eine zukunftsfeste Alterssicherung müssten alle Optionen auf den Tisch. Steuerliche Anreize, Renteneintrittsalter, Fragen der Kapitaldeckung oder Pflichtbeteiligung: Denkverbote dürfe es nicht geben. „Wer Reformen ernst meint, muss sich auch den unangenehmen Realitäten stellen und unbequeme Antworten formulieren“, so Adelhardt. Populäre Wohltaten auf Kosten der kommenden Generationen seien nicht generationengerecht und deshalb auch nicht verantwortbar.
Mit ihrer Initiative will die DAV nicht nur den politischen Druck erhöhen, sondern auch einen Beitrag zur öffentlichen Debatte leisten. Ziel sei es, das System der Alterssicherung auf eine langfristig tragfähige Grundlage zu stellen.