Allianz Leben: Was ein Run-off für die Kunden bedeuten würde?

Foto: Achenbach, BdV
Stefan Rehmke ist Vorstand des BdV.

Plant die Allianz Leben den Run-off für ihren Klassik-Altbestand in der Lebensversicherung? Oder ist es nur die klassische Gerüchte-Küche, die da gerade kocht? Der Bund der Versicherten jedenfalls hält die Gedankenspiele über eine Allianz Leben, die zumindest im Klassikaltbestand keine Allianz fürs Leben mehr sein will, nicht für völlig unrealistisch.

Die Generali hat es getan, die Axa hat es getan. Und die Ergo hat schließlich auch die altehrwürdige Victoria Leben in den (internen) Run-off geschickt. Warum also sollte es also nicht auch bei der Allianz passieren. Gerüchte um mögliche Run-Off-Pläne kursieren in der Branche – befeuert durch Äußerungen von Allianz-Vorstand Oliver Bäte bei der Bilanz-Medienkonferenz des Konzerns.

„Ein Kunde zahlt über Jahrzehnte in eine Lebensversicherung, die ihm als sichere Altersvorsorge verkauft wurde. Zunehmend gewinnt er den Eindruck, dass davon die Aktienwerte des Unternehmens mehr profitieren als sein Vertrag. Und am Ende landet der bei einer Abwicklungsgesellschaft. So bekommt der schnulzige Schlager über die ‚Allianz fürs Leben‘ eine völlig neue Bedeutung: Es ist ein Hohngesang auf das Kundenvertrauen!“, meint Stephen Rehmke, BdV-Vorstand.     

Die Kundinnen und Kunden der Allianz dürften ziemlich überrascht sein, wenn ihnen statt der Traditionsmarke nun ein ihnen unbekanntes Unternehmen den aktuellen Stand ihrer Lebensversicherung mitteilt. War doch die Solidität und die vermeintliche Kapitalmarktexpertise des großen Versicherungskonzerns das schlagende Argument der Vertriebsmannschaften, um dessen Lebensversicherungsprodukte als sichere Rentenvorsorge zu verkaufen.

Derzeit keine Veranlassung

„Auch wenn es für ein ‚Raus! Solange es noch geht‘ aktuell keine Veranlassung gibt, würde ich mir jetzt überlegen, ob ich mir weiteren Ärger mit meiner Lebensversicherung ersparen will“, sagt Rehmke.

Versicherte mit einem noch lange laufenden Lebensversicherungsvertrag sollten ernsthaft prüfen, ob sie ihre Anlageziele nicht besser mit anderen Geldanlagen weiterverfolgen sollten, etwa mit einem kostengünstigen ETF-Sparplan, so der BdV-Vorstand. „Über solche Alternativen, aber auch die Nachteile einer Kündigung, sollte man sich unabhängig beraten lassen. Aber bitte nicht beim Allianzvertreter, dem man diesen Vertrag zu verdanken hat. Das wäre doch zu sehr 80er,“ sagt Rehmke.

Laut Rehmke hat sich die Allianz in Ländern wie Südkorea, Japan und Taiwan inzwischen von Lebensversicherungsbeständen getrennt. Auch innerhalb Europas seien belgische und britische Lebensversicherungsverträge verkauft worden. Zuletzt wurde laut BdV auch über Run-Off-Pläne in Italien berichtet. Den Verkauf der deutschen Bestände hatte der Konzern bisher immer explizit ausgeschlossen.

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