In den vergangenen Wochen hat die Kölner Ratingagentur Assekurata Ergebnisse ihrer dritten großen Panelbefragung unter mehr als 4.500 Versicherungskundinnen und -kunden vorgestellt. Im Mittelpunkt stand dabei die Entwicklung der Kundenzufriedenheit im Versicherungsmarkt. Nun widmet sich Senior Analystin Juliane Löffler in einer aktuellen Analyse einem Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt: der Wahrnehmung von Nachhaltigkeit durch die Versicherten.
Obwohl regulatorische Änderungen auf den ersten Blick den Eindruck erwecken könnten, das Thema habe an Relevanz verloren, bleibt die Notwendigkeit zu nachhaltigem Handeln bestehen. Nachhaltigkeit hat sich in der Versicherungsbranche von einer Randnotiz zu einer zentralen strategischen Frage entwickelt, so Löffler. ESG-Vorgaben, grüne Kapitalanlagen und der Umgang mit Klimarisiken prägen heute das Handeln vieler Anbieter. Doch entscheidend sei die Frage, wie dieses Engagement von Kundinnen und Kunden wahrgenommen werde.
Nachhaltigkeit wird messbar
Die aktuelle Assekurata-Befragung zeigt: Nachhaltigkeit gewinnt für Versicherte spürbar an Bedeutung – und wirkt sich erstmals konkret auf ihre Wahrnehmung aus. Mehr als die Hälfte der Befragten stuft das Thema inzwischen als „wichtig“ oder „eher wichtig“ ein. 2022 lag dieser Wert noch bei 46 Prozent.

In allen drei Versicherungssparten bewerten Kundinnen und Kunden die Nachhaltigkeit ihres Versicherers heute deutlich besser als zuvor. Grundlage ist ein Indexwert zwischen null und hundert, der direkt aus den Befragungsergebnissen berechnet wird.

Offenbar gelingt es den Versicherern zunehmend, ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit sichtbar zu machen – etwa durch transparente Kommunikation, den Ausbau nachhaltiger Kapitalanlagen oder innovative Produktansätze. Besonders auffällig: Die Fortschritte zeigen sich spartenübergreifend und nicht nur bei einzelnen Anbietern.
Allianz und HUK-Coburg führen in der Wahrnehmung
In der Lebens- und Krankenversicherung erzielt die Allianz mit jeweils 77 Punkten die besten Nachhaltigkeitswerte. In der Schaden-/Unfallversicherung liegt sie gemeinsam mit der HUK-Coburg vorn, gefolgt von LVM und Devk. Anders als bei klassischen Servicekriterien dominiert dabei kein einzelner Anbieter. Die Spitze ist breit besetzt, was laut Löffler darauf hinweist, dass sich mehrere Versicherer gezielt und erfolgreich im Bereich Nachhaltigkeit positionieren.
Diese Entwicklung zeigt: Nachhaltigkeit ist kein Zufallsergebnis, sondern Ausdruck strategischer Entscheidungen. Regulatorische Vorgaben wie die EU-Offenlegungsverordnung oder die Taxonomie-Verordnung wirken nicht nur intern, sondern zunehmend auch nach außen. ESG-Berichte, Nachhaltigkeitssiegel oder transparente Informationen zur Kapitalanlage machen das Engagement der Versicherer für Kundinnen und Kunden nachvollziehbar.
Vertrauen durch glaubwürdiges Handeln
Parallel dazu wird der Klimawandel im Alltag immer greifbarer. Extremwetter, Naturkatastrophen oder steigende Prämien verdeutlichen die Risiken unmittelbar. In diesem Umfeld punkten Versicherer, die vorausschauend und authentisch handeln. Immer mehr Unternehmen integrieren Nachhaltigkeit daher ganzheitlich in ihre Markenstrategie – von der Kapitalanlage über Produktgestaltung bis zur Kommunikation.

Löffler betont, dass Nachhaltigkeit längst kein bloßer Imagefaktor mehr sei, sondern zunehmend als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb wirke. Rund 56 Prozent der Befragten geben an, dass Nachhaltigkeitsaspekte für künftige Vertragsabschlüsse wichtig sind. Zwei Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 46 Prozent.
Nachhaltigkeit als Muss für die Zukunft
Noch ist Nachhaltigkeit kein klassisches Kaufkriterium, doch sie entwickelt sich zu einem entscheidenden Treiber von Vertrauen und Loyalität. Kundinnen und Kunden erwarten, dass ihr Versicherer verantwortungsvoll handelt – und honorieren dies, wenn es glaubwürdig vermittelt wird.
Wer das Thema strategisch, transparent und kundenzentriert verankere, profitiert doppelt, so. Löffles Fazit: durch eine stärkere Marktposition und steigende Anerkennung seitens der Versicherten. Angesichts regulatorischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Dynamiken wird Nachhaltigkeit in der Kundenbeziehung künftig kein „Nice-to-have“ mehr sein, sondern ein unverzichtbares Muss.