Banken im Umfeld steigender Zinsen

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Percentage Sign Sitting over Blue Financial Bar Graph - Stock Market and Finance Concept. 3d illustration

Im bisherigen Jahresverlauf sind die Kurse an den Anleihe- und Aktienmärkten deutlich gefallen – auch aufgrund steigender Zinsen. Banktitel gehören jedoch zu den Profiteuren der geldpolitischen Wende. Für Simon Peters, Investment Strategist bei Algebris Investments, ist der Ausblick für die Branche so gut wie nur selten.

Als einer der wenigen Sektoren profitiert der Finanzsektor von höheren Zinssätzen. Die Margen von Banken steigen bei anziehenden Zinsen, bei vielen Finanztiteln weltweit sehen wir ein Kurspotenzial von 50 bis 100 Prozent. Eine weitere Möglichkeit könnten nachrangige Anleihen von Emittenten mit Investment-Grade-Rating sein: Derzeit erzielen sie eine Rendite von fast 8 Prozent.

Simon Peters, Algebris Investments

Aber einen Schritt zurück: Wo stehen wir heute? Die Inflation ist so hoch wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr, wir sehen ausgehend von einem Allzeittief einen neuen geldpolitischen Straffungszyklus sowie aufgrund der hohen Teuerung einen Wachstumsschock für die Wirtschaft. Demgegenüber stehen nahezu Vollbeschäftigung und sehr hohe Sparguthaben bei Unternehmen und Haushalten. Und die Regierungen setzen ihre Steuergeschenke weiter fort, um die hohen Energiekosten abzufedern.

Höhere Zinsen bedeuten höhere Gewinnspannen

Für viele andere Sektoren sind höhere Zinsen weniger gut, Banken profitieren davon jedoch. Denn höhere Zinssätze ermöglichen ihnen höhere Gewinnspannen – für viele von ihnen das erste Mal seit einem Jahrzehnt. Pro 100 Basispunkte Zinserhöhung können die Erträge um 20 bis 50 Prozent steigen. Dabei ist zu beachten, dass die Zinssätze in den USA und im Vereinigten Königreich bereits stärker gestiegen sind. Wir erwarten also, dass sich die Erträge verbessern.

Natürlich stehen dem eine Abkühlung der Konjunktur und möglicherweise auch eine Rezession gegenüber. Aber, um ein Beispiel zu nennen: Die französische Bank BNP musste während der COVID-Rezession einen Gewinnrückgang von 13 Prozent hinnehmen, bevor sie sich im folgenden Jahr wieder erholte. Hier kann man kaum von einer Katastrophe sprechen.

Bei einer ausgeprägten Rezession würden die Gewinne der meisten Banken in Europa um 10 bis 20 Prozent zurückgehen, dabei sind die positiven Effekte der Zinserhöhungen jedoch noch nicht berücksichtigt. Die Rezession scheint derzeit im Finanzsektor sowohl auf den Aktien- als auch auf den Anleihemärkten vollständig eingepreist zu sein – und das bietet Investoren erhebliche Chancen.

Zu Beginn des Jahres waren wir noch relativ vorsichtig. Jetzt sind wir der Ansicht, dass sich Bankaktien in den USA und nachrangige Schuldtitel aus dem Finanzbereich in Europa in den kommenden 12 bis 18 Monaten gut entwickeln dürften. Es kommt relativ selten vor, dass wir uns sowohl für Aktien als auch für Anleihen aus dem Finanzsektor begeistern können – aktuell aber ist es der Fall.

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