Bilanz 2022: R+V fährt Verlust von 258 Millionen Euro ein

Norbert Rollinger
Foto: R+V
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Zinswende und Inflation haben das zurückliegende Geschäftsjahr der R+V Versicherung geprägt und deutliche Spuren in Umsatz und Ergebnis hinterlassen.

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Zinswende und Inflation haben das zurückliegende Geschäftsjahr der R+V Versicherung geprägt und Spuren im Umsatz und Ergebnis hinterlassen.

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Zinswende und Inflation haben das zurückliegende Geschäftsjahr der R+V Versicherung geprägt und deutliche Spuren in Umsatz und Ergebnis hinterlassen.

2022: Schnelle Zinswende führt zu negativem Konzernergebnis 

So schloss der R+V Konzern nach Aussagen ihres Vorstandsvorsitzenden Norbert Rollinger das Geschäftsjahr 2022 mit einem Ergebnis vor Steuern (IFRS) von – 258 Millionen Euro ab. Grund für den starken Ergebnisrückgang gegenüber dem sehr hohen Vorjahresgewinn von 914 Millionen Euro war vor allem der starke Zinsanstieg im vergangenen Jahr. Marktbewertungseffekte führten zu einem Kapitalanlageergebnis von – 3,6 Milliarden Euro (2021: 5,6 Milliarden Euro).

Hintergrund für die hohe Volatilität der Ergebnisse der R+V ist eine bilanzielle Besonderheit: Sie bilanziert ihre Kapitalanlagen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum DZ Bank Konzern im Gegensatz zum Großteil der Versicherer bereits nach IFRS 9 und damit zu einem relativ hohen Anteil erfolgswirksam. Dagegen konnten Marktbewertungen in der Versicherungstechnik bislang noch nicht adäquat berücksichtigt werden. Dies ändert sich ab dem Jahr 2023 mit der Einführung von IFRS 17, was zu einer Stabilisierung der Ergebnisse beiträgt.

Nach HGB-Rechnungslegung beendete die R+V Versicherung AG das Jahr 2022 mit einem Ergebnis von 120 Millionen Euro vor Steuern (2021: 163 Millionen Euro). 

Kosten liegen weiter unter Markt

Die Verwaltungskostenquote für das Geschäftsjahr 2022 lag in allen Segmenten deutlich unter dem Markt: Schaden und Unfall: 11,1 Prozent (Markt: 14,2 Prozent), Leben/Pension: 1,3 Prozent (Markt: 2,1 Prozent), Kranken: 2,0 Prozent (Markt: 2,3 Prozent). Die SCR-Quote (Solvency Capital Required) betrug zum 31. Dezember 2022 bei 220 Prozent (nach 222 Prozent ein Jahr zuvor). 

Strategisches Wachstumsziel bei laufenden Beiträgen erreicht

Im Jahresergebnis der R+V schlug sich auch ein gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufiges Beitragsvolumen nieder. Dieses lag in der R+V Gruppe mit 19,5 Milliarden Euro um 3,1 Prozent unter dem Vorjahreswert von 20,2 Milliarden Euro. Während das Geschäft in der Schaden- und Unfallversicherung und in der Krankenversicherung weiter wuchs, verzeichnete die R+V in der Lebens- und Pensionsversicherung im schwierigen Marktumfeld einen Umsatzrückgang.

Insbesondere aufgrund eines schwächeren Einmalbeitragsgeschäfts beliefen sich die Beiträge in der inländischen Erstversicherung im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt auf 15,6 Milliarden Euro (– 3,8 Prozent). Bei den gesamten laufenden Beiträgen erzielte der Konzern dagegen ein Plus von vier Prozent auf 12,3 Milliarden Euro und erreichte damit sein Ziel, das nachhaltige Wachstum mit laufenden Beiträgen fortzusetzen. 

Mit betrieblicher Krankenversicherung weiter wachsen 

Ein wichtiger Wachstumstreiber war 2022 erneut das Geschäftsfeld Gesundheit. Hier erzielte die R+V im zurückliegenden Geschäftsjahr mit 13 Prozent ihre höchste Wachstumsrate. Der Umsatz erhöhte sich auf 849 Millionen Euro. Der genossenschaftliche Versicherer strebt an Rollinger Angaben an, bis 2026 das Beitragsvolumen auf eine Milliarde Euro zu steigern.

Auf Basis ihrer wachstumsstarken Produkte, wie der betrieblichen Krankenversicherung, will die R+V den dynamischen Wachstumskurs der vergangenen Jahre weiter fortsetzen. „Unsere enge Vertriebskooperation in der genossenschaftlichen FinanzGruppe bietet uns hier exzellentes Potenzial“, betont der R+V-Chef.

Kundenzentrierte: Investitionsschub in die Digitalisierung  

Um den Kundenbedürfnissen in Zukunft noch besser gerecht zu werden, weitet die R+V ihr 2017 gestartetes Investitionsprogramm aus und investiert einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in IT-Systeme und Fachkräfte. Nach Angaben Rollingers wird die komplette IT in der Lebensversicherung und der Schaden- und Unfallversicherung neu aufgesetzt. In der Lebensversicherung setzt die R+V dabei auf eine flexible und modular aufgebaute Standardsoftware.

Für das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft entsteht eine von Grund auf neue Business-Plattform. Laut Rollinger lassen sich damit Prozesse und Produkte in beiden Segmenten kundenzentrierter und schneller entwickeln. 

Vertrieb wird hybrid ausgerichtet

Außerdem forciert die R+V ihre Bemühungen, den Vertrieb konsequent auf Omnikanal auszurichten. Man wolle Kundinnen und Kunden ein optimales Zusammenspiel aus persönlichen und digitalen Zugangswegen bieten, so Rollinger.

Damit stärke man auch die Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern, insbesondere den Genossenschaftsbanken vor Ort, so Rollinger. Elementarer Teil der Omnikanalstrategie im Vertrieb ist das Customer Relationship Management (CRM)-System „emma“, das mit seiner 360-Grad-Kundensicht bereits erfolgreich läuft und sukzessive ausgebaut wird. 

Neben den Investitionen in IT-Systeme ist ein weiterer Schwerpunkt des Investitionsprogramms der Anbau von Arbeitsplätzen: 100 neue IT-Positionen sind hier im vergangenen Jahr bereits besetzt worden, weitere 100 Positionen in der agilen IT-Landschaft der R+V sind noch offen. Zum Jahresende 2022 zählte die R+V Versicherung in Deutschland insgesamt 16.831 Beschäftigte, 124 mehr als ein Jahr zuvor.

Aussichten 2023: „Altersvorsorge dringend stärken“ 

Im deutschen Erstversicherungsgeschäft erzielte die R+V im 1. Quartal des laufenden Jahres ein Beitragsvolumen von 5,8 Milliarden Euro und lag damit leicht unter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die gesamten laufenden Beiträge, die sich aus dem Umsatz in der Schaden- und Unfallversicherung, der Krankenversicherung und dem laufenden Beitrag in der Lebensversicherung zusammensetzen, kletterten um 4,8 Prozent auf fünf Milliarden Euro.

Die R+V Krankenversicherung ist laut Rollinger sehr gut in das Jahr 2023 gestartet und verbuchte ein Plus von 6,6 Prozent. Im Firmenkundengeschäft wolle die R+V mit weiteren Produktverbesserungen in der betrieblichen Krankenversicherung, die für 2023 geplant sind, zusätzlich punkten. Bei den Privatkunden der Genossenschaftsbanken kommen die Mitgliedertarife der R+V seit Jahren hervorragend an. Weitere Produkt-Highlights sind die neuen Beihilfe- und Budgettarife sowie attraktive Gesundheitsservices.

Auch in der Schaden- und Unfallversicherung setzte sich der Wachstumskurs über alle Sparten fort. Der Umsatz legte um 5,5 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu.

Lebensversicherung: Nur laufenden Beiträge steigen

In der Lebens- und Pensionsversicherung hingegen lagen die Beiträge in den ersten drei Monaten des Jahres mit rund zwei Milliarden Euro um 15,8 Prozent unter dem Vorjahr. Die laufenden Beiträge stiegen um 2,4 Prozent. Sehr erfolgreich hat sich laut Rollinger das Produkt Safe+Smart entwickelt, das im Neugeschäft eine Verzinsung von 2,75 Prozent bietet: Hier kletterte der Neubeitrag um 31,3 Prozent auf fast 300 Millionen Euro.

Rollinger zeigte sich dennoch zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf, Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, mehr für ihre Altersvorsorge zu tun. „Auf dem wichtigen Gebiet der Altersvorsorge besteht auf Seiten der Politik weiterhin Handlungsbedarf, um den Menschen dringend benötigte Perspektiven für einen auskömmlichen Ruhestand zu bieten“, betont der R+V-Chef. „Für das Gesamtjahr 2023 gehen wir im deutschen Erstversicherungsgeschäft davon aus, beim nachhaltigen Geschäft mit laufenden Beiträgen weiterhin oberhalb der Branche zu wachsen“, so Rollinger weiter. 

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